Aus Einsamkeit, nicht Liebe

Suizid ist nicht nur ein Tabu, sondern auch mit Mythen behaftet. In Thüringen beginnt nun eine Debatte darüber

  • Sebastian Haak, Erfurt
  • Lesedauer: ca. 6.0 Min.

Etwa 300 Menschen nehmen sich alleine in Thüringen jährlich das Leben. Meist sind es ältere Menschen, der Schwerpunkt liegt im ländlichen Bereich. Eine soziale Herausforderung, so Experten.

Mehr als alle anderen Schriftsteller der klassischen »westlichen« Literatur haben wohl Shakespeare und Goethe das gesellschaftliche Bild von Selbstmördern geprägt - und das bereits seit einigen Generationen. Shakespeares Tragödie »Romeo und Julia« und Goethes Roman »Die Leiden des jungen Werthers« sind offenbar so wirkmächtig, dass die jungen Liebenden, die sich in beiden Geschichten aus Liebeskummer das Leben nehmen, seit Jahrhunderten als Idealtypen derer gelten, die sich selbst dem Tod überantworten.

So ungebrochen populär ist die Vorstellung, dass Selbstmörder junge Menschen seien, die aus unerfüllter Liebe heraus Suizid begehen, dass zum Beispiel auch in der Musik der jüngsten Vergangenheit dieses Motiv immer wieder auftaucht. Shakespeare schrieb im 16. Jahrhundert von Romeo und Julia, Goethe zwei Jahrhunderte später über Werther. Zur Jahrtausendwende landet die finnische Band HIM mit ihrem Song Join Me in Death (»Begleite mi...


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