Der Mount Everest ist verrückt
Durch die Erdbeben in Nepal hat sich der Mount Everest um einige Zentimeter verschoben
Der Mount Everest hat sich nach den Erdbeben um drei Zentimeter verschoben. Laut Angaben der nationalen Vermessungsbehörde Chinas blieb hingegen die Höhe des Himalaja-Giganten unverändert.
Von Hilmar König, Delhi
Die schweren Erdbeben in Nepal haben den Mount Everest um drei Zentimeter südwestlich verschoben. Die Tageszeitung »China Daily« veröffentlichte einen Bericht der Nationalen chinesischen Vermessungs- und Überwachungsagentur, die sich eines Satellitensystems bedient und am Wochenanfang die aktuellen Daten vom Mount Everest mitteilte.
Seit zehn Jahren ist nach Angaben dieser Agentur der gigantische Berg, der auf der Schwelle zwischen der indischen und der eurasischen tektonischen Platte liegt, um jährlich vier Zentimeter in nordöstliche Richtung gewandert. Die beiden Beben mit Stärken von 7,8 und 7,3 auf der Richterskala hätten bewirkt, dass der Tschomolungma, so sein Name im Chinesischen und Tibetischen, erstmals um mehrere Zentimeter verrückt worden ist. Zwischen 2005 und 2015 ist der Gigant um drei Millimeter pro Jahr gewachsen.
Die beiden Beben vom 25. April und 12. Mai haben jedoch zu keiner Höhenveränderung geführt. Das war zunächst von dem Europäischen Sentinel-1A Radarsatelliten gemeldet worden. Dessen Messungen hatten zu der Schlussfolgerung geführt, der Mount Everest habe nach dem 12. Mai 2,5 Zentimeter an Höhe eingebüßt. Erste Satellitenfotos nach den gewaltigen Erdstößen hatten auch gezeigt, dass ein breiter Geländestreifen bei Kathmandu etwa einen Meter nach oben gedrückt worden war. Die Verschiebungen im Himalaja haben Einfluss auf Klima, Umwelt und Ökosystem einer riesigen Region auf dem asiatischen Kontinent.
Bei den Erdbeben und einer Reihe von Nachbeben, die Erdrutsche und Lawinen auslösten, kamen rund 9000 Menschen ums Leben. Über 21 000 Nepalesen wurden verletzt. 500 000 Behausungen wurden zerstört oder beschädigt. Mehr als 25 000 Schulgebäude stürzten ein oder sind in einem so desolaten Zustand, dass sie nicht mehr benutzt werden können. Der gesamte Sachschaden, inklusive der zerstörten Infrastruktur, konnte bis heute nicht exakt beziffert werden.
Unterdessen hat die Regierung in Kathmandu grünes Licht für den Besuch der drei Königsstädte Kathmandu, Latitpur und Bhaktapur gegeben. Am Sonntag wurden nach einer Wiedereröffnungszeremonie in allen drei historischen Städten die »Durbar Squares« wieder zur Besichtigung freigegeben. Um diese Königsplätze herum gruppieren sich hinduistische Tempel, Paläste der nepalesischen Herrscherdynastien und beeindruckende Statuen. Das Echo darauf war gemischt: Einige Reiseveranstalter begrüßten die Entscheidung. Andere Tourismusverbände fanden diese angesichts der maroden Struktur etlicher Gebäude noch zu gefährlich.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.