»Ihr ergreift die Macht in unserem Land - und ihr müsst weg«
Weißer Rassist soll Massaker unter Afroamerikanern in US-Kirche gestanden haben / Präsident Obama kritisiert laxe Waffengesetze
Der junge weiße Rassist war am Donnerstag (Ortszeit) bei einer Verkehrskontrolle in North Carolina aufgehalten und festgenommen worden. Am Freitagnachmittag sollte er in Charleston weiter verhört werden. Laut Experten wird der erwartete Prozess zwischen sechs Monaten und drei Jahren dauern. Ein Onkel von Roof erklärte, er werde »höchstpersönlich den Knopf drücken«, falls sein Neffe die Todesstrafe erhält.
Präsident Barack Obama erinnerte am Donnerstag in einer Ansprache zwar an die vier schwarzen Mädchen, die 1963 bei einem Bombenanschlag in Birmingham im Bundesstaat Alabama vom Ku Klux Klan ermordet worden sind, und sprach vom »dunklen Teil unserer Geschichte«. Doch nahm er nur indirekt Bezug auf die rassistischen Motive der jüngsten Mordtat. Als Hauptproblem bezeichnete er dagegen die Verfügbarkeit von Waffen in den USA. Solche Blutbäder würden sich in anderen industrialisierten Ländern weitaus seltener ereignen. Dem müssten sich die US-Amerikaner stellen, auch wenn die politischen Verhältnisse in Washington Lösungen verbauen würden.
Innerhalb weniger Stunden nach dem Anschlag in Charleston war deutlich geworden, dass es sich um rechten Terror handelte. Ein ehemaliger Mitschüler berichtete von den rassistischen Aussagen Roofs. Auf seiner Facebook-Seite war ein Foto von ihm mit einer Jacke zu sehen, auf der die Flaggen Südafrikas während der Apartheid und des Rassistenregimes von Rhodesien aufgenäht waren. Sie gelten US-amerikanischen Neonazis und Rassisten als Symbole für die »Herrschaft der weißen Rasse«, die von Nichtweißen und Juden zersetzt werde.
Laut den wenigen Zeugen, die das Massaker in der Emanuel African Methodist Episcopal Church überlebten, nahm Roof eine Stunde lang an den Gebeten teil, bevor er zu schießen begann. »Ich muss es tun«, soll er beim Nachladen gesagt haben. »Ihr vergewaltigt unsere Frauen und ergreift die Macht in unserem Land - und ihr müsst weg.«
Das bekannteste Opfer in der ältesten hauptsächlich von Afroamerikanern besuchten Kirche in den Südstaaten der USA war ihr Pastor Clementa Pinckney. Der Reverend war nicht nur eine politische Leitfigur in der Stadt, sondern auch ein Bekannter von Präsident Obama.
Die Kirche selbst hat eine lange und bewegte Geschichte und gilt als Symbol für den Überlebenswillen der Afroamerikaner. Sie war im frühen 19. Jahrhundert gegründet, nach der Aufdeckung eines geplanten Sklavenaufstands niedergebrannt und 1886 von einem Erdbeben erneut zerstört worden. Nach ihrem Wiederaufbau wurde sie zu einem Zufluchtort und zu einer Hochburg der Bürgerrechtsbewegung.
Den Terrorakt bezeichneten geschichtsbewusste Kommentatoren deshalb auch als »Schuss ins Herz des schwarzen Amerika«. Die Reaktionen waren von Hoffnungslosigkeit geprägt. In der »New York Times« wies eine Kommentatorin auf die hohe Zahl schwarzer Opfer durch Polizeiübergriffe hin und fragte: »Wohin sollen wir, wenn wir nicht einmal in unseren Kirchen sicher sind?«
In sozialen Netzwerken wurde vielfach darauf hingewiesen, dass man weiße Täter in Schutz nehme. Sie würden entweder als geisteskrank oder als »einsame Wölfe« bezeichnet, nie aber als Terroristen und Teil einer möglicherweise weißen Kultur der Gewalt. Personalie Seite 2
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