Marschbefehl wohl nach Weihnachten

UNO wird erst kommende Woche über Afghanistan-Schutztruppe entscheiden

Deutsche Soldaten werden aller Voraussicht nach nicht mehr vor Weihnachten zum Afghanistan-Einsatz abkommandiert. In der Krisenregion selbst blieb vorerst unklar, ob Osama bin Laden sich weiter in Afghanistan aufhält oder ins Ausland geflohen ist.

Berlin/New York/Kabul (Agenturen/ND). Frühestens am 2. Januar sollen bis zu zehn Schiffe mit etwa 1800 Soldaten an Bord in Richtung der arabischen Halbinsel auslaufen und wahrscheinlich den Hafen von Dschibuti am Horn von Afrika ansteuern. Die Marine wird sich vor allem an der Sicherung von Seewegen in der Region um Somalia beteiligen. Das verlautete am Donnerstag aus Regierungskreisen in Berlin. Das Verteidigungsministerium wiederum wollte Berichte weder bestätigen noch dementieren, dass sich deutsche Elitesoldaten bereits auf der arabischen Halbinsel, offenbar im Sultanat Oman, befinden. Ein großes Kontingent des Kommandos Spezialkräfte (KSK) aus Calw in Baden-Württemberg sei am Montag vom USA-Militärflughafen Ramstein in der Pfalz ins Einsatzgebiet geflogen, hatte die »Stuttgarter Zeitung« berichtet. An dem Einsatz seien sowohl Kommandosoldaten als auch Versorgungskräfte beteiligt. Außerdem wurde bekannt, dass der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UNO) über das Mandat für die Schutztruppe in Afghanistan nicht vor Dienstag kommender Woche entscheiden wird. Mit der Sicherheitsrats-Entscheidung verzögern sich auch die Entscheidungen des Kabinetts und der Termin für die notwendige Sondersitzung des Bundestags. Das Kabinett könnte sich mit der deutschen Beteiligung an der internationalen Schutztruppe unter UNO-Mandat danach frühestens am Mittwoch beschäftigen. Theoretisch wäre die Sondersitzung des Parlaments dann am Donnerstag oder Freitag kommender Woche möglich. Ursprünglich war damit gerechnet worden, dass der UNO-Sicherheitsrat schon in der Nacht zu heute entscheidet. Grund für die Verzögerungen seien Unklarheiten zwischen Amerikanern und Briten über die »Abstimmung der Kommandostrukturen«, hieß es in diplomatischen Kreisen in New York. Mit dieser Lesart ist die Abstimmung zwischen dem USA-Militär auf der Suche nach Terroristenführer Osama bin Laden auf der einen Seite sowie der internationalen Schutztruppe unter britischer Führung auf der anderen Seite gemeint. Unterdessen sollen nach Informationen der »Washington Post« US-amerikanische Militärberater eine Kapitulation der Al-Qaida-Kämpfer in der umkämpften Bergfestung Tora Bora verhindert haben. Die Militärberater hätten ein Kapitulationsangebot der bin-Laden-Verbündeten abgelehnt und die Anti-Taleban-Milizen zu weiteren Angriffen aufgefordert. Das Blatt zitiert den Sicherheitschef für das östliche Afghanistan, Hazrat Ali, mit den Worten: »Die Amerikaner wollen die Kapitulation nicht annehmen. Sie wollen sie töten.« Ali erklärte, die zumeist arabischstämmigen Kämpfer wären bereit, sich »uns oder den Vereinten Nationen« zu ergeben. Diese Bedingung sei für die USA-Militärs jedoch unannehmbar, schrieb die »Washington Post«. Ein ungenannter Pentagon-Sprecher bestritt jedoch, dass die USA eine Verhandlungslösung verhindert hätten. Der designierte Regierungschef Afghanistans, Hamid Karsai, hat am Donnerstag in Kabul Gespräche zur Übernahme der Macht geführt und damit nach 22 Jahren Bürgerkrieg ein Zeichen für den politischen Neuanfang gesetzt. Er traf zuerst den noch amtierenden Präsidenten Burhanuddin Rabbani, der gemäß des Petersberger Abkommens am kommenden Sonnabend die Macht an Karsai und dessen Übergangsregierung abgeben soll. Zudem wollte Karsai mit dem Gesandten der Verei...

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