Präziser Historiker

Gerhard A. Ritter ist tot

  • Rudolf Walther
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.

Totgesagtes lebt länger - auch in der Wissenschaft. Der 1929 geborene Historiker Gerhard A. Ritter gehörte mit dem vor einem Jahr verstorbenen Hans-Ulrich Wehler zu den profiliertesten Sozialhistorikern, deren Theorien und Methoden von der Kulturgeschichte à la mode totgesagt wurden. Auch in seinen zeitgeschichtlichen Arbeiten verleugnete Ritter seine wissenschaftliche Herkunft nicht. 2009 legte er eine sozialgeschichtlich fundierte Gesamtdarstellung des deutschen Einigungsprozesses vor unter dem Titel »Wir sind das Volk! Wir sind ein Volk!«. Analytisch und sprachlich präzise wies er auf soziale Schieflagen und politische Defizite des Einigungsprozesses hin.

Schon drei Jahre zuvor hatte Ritter auf 400 Textseiten und 100 Seiten wissenschaftlichem Apparat ein grundlegendes Werk zum Einigungsprozess vorgelegt: »Der Preis der deutschen Einheit. D...


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