Schaulaufen auf dem Syntagma-Platz

Proteste von SYRIZA und »Europabefürwortern«

  • Anke Stefan, Athen
  • Lesedauer: 3 Min.

Sogenannte Gegner und Befürworter des Euros wechseln sich dieser Tage in Griechenland mit dem Abhalten von Demonstrationen ab. So protestierten am Montag bereits zum zweiten Mal Tausende unter dem Motto »Wir bleiben in Europa« auf dem Syntagma Platz direkt vor dem griechischen Parlament. Zum ersten Mal war man unter diesem Motto bereits am vergangenen Donnerstag auf die Straße gegangen.

Die Demonstrationen der in den sozialen Medien abfällig, aber sicher nicht unberechtigt, als Bewohner der Reichenviertel titulierten »Europabefürworter« werden maßgeblich von der konservativen ehemaligen Regierungspartei Nea Dimokratia organisiert, deren Abgeordnete und Ex-Minister sich zuhauf beim Bad in der Menge ablichten ließen.

Viele der Teilnehmer dürften sich zum ersten Mal überhaupt auf die Straße begeben haben. Nach anfänglicher Befangenheit reckten sie begeistert an die Menge verteilte Plakate in die Kameras oder bliesen in Trillerpfeifen. Und machten so klar, dass sie den Verbleib in EU und Euro mit einer bedingungslosen Unterordnung unter die Forderungen der Gläubiger gleichsetzen. So waren Slogans zu lesen wie: »Hohe Renten = wirtschaftliche Rezession«, »Die öffentlichen Schulden bestehen zu 80 Prozent aus Aufwendungen und Renten für öffentliche Angestellte« oder auch gleich in Englisch »Yes to Greece’s international Obligations«.

Bedenklich an den Aufmärschen ist nicht nur, dass damit in Griechenland erstmals Konservative aktiv für die Beibehaltung ihrer Privilegien demonstrieren, sondern auch, dass sie offensichtlich nichts gegen die zahlreichen organisierten Faschisten in ihren Reihen einzuwenden haben.

Während die High-Society-Demonstranten in den ausländischen Medien durchweg als »Europabefürworter« bezeichnet wurden, zeigten ihre Gegner in sozialen Netzwerken in beißender Satire Widersprüche auf. »Wir bleiben in Europa, unser Geld in der Schweiz« ist nur einer von Hunderten Beiträgen im griechischsprachigen Facebook.

Derartigem Spott ist die andere Gruppe von Demonstranten nicht ausgesetzt. Unter dem Motto »Wir nehmen die Verhandlungen in unsere eigenen Hände« war von SYRIZA und über Facebook bereits am vergangenen Mittwoch zu Demonstrationen ebenfalls vor dem Parlament gerufen worden. Die meisten der Tausenden Unterstützer der Regierungspartei dürften bereits in dem seit fünf Jahren anhaltenden Widerstand gegen die von den Gläubigern verhängte Austeritätspolitik aktiv gewesen sein. Am Sonntag fand dann eine zweite Demonstration statt, zu der auch der Gewerkschaftsdachverband im Öffentlichen Dienst (ADEDY) aufgerufen hatte.

Auch die meisten dieser Demonstranten gehören wie SYRIZA zu den Befürwortern eines Verbleibs von Griechenland in EU und Euro. Vertreten waren aber auch Organisationen, für die ein Ausstieg aus beidem Bedingung für eine Lösung der »Griechenlandkrise« ist. Allen gemeinsam ist jedoch, dass man die durch die »Lösungsvorschläge« der Gläubiger programmierte Verschlimmerung der humanitären Krise keinesfalls akzeptieren will.

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