Pensionierte Lehrer sanieren KZ-Gedenkstätte

Bremer Azubis helfen regelmäßig in Sachsenhausen beim Erhalt der Anlagen - nun gibt es auch ein Rentnerprojekt

  • Lesedauer: 2 Min.
Jahrelang kam Hans-Joachim Gries mit Berufsschülern nach Sachsenhausen, damit sie etwas über den Nazi-Terror erfahren und am Erhalt der Gedenkstätte arbeiten. Im Ruhestand setzt er das Projekt fort.

Oranienburg. Sie kommen für eine Woche, um zu schuften: Auch in diesem Jahr helfen pensionierte Lehrer aus Bremen bei der Sanierung der Gedenkstätte Sachsenhausen. Bereits zum dritten Mal sind die Pädagogen nach Oranienburg (Oberhavel) gekommen, um auf dem Gelände des ehemaligen, von den Nazis errichteten Konzentrationslagers im Ortsteil Sachsenhausen ihr ursprünglich erlerntes Handwerk als Maler, Tischler oder Maurer auszuüben.

»Am ersten Tag waren wir alle ganz schön kaputt«, bekannte Hans-Joachim Gries aus Bremen. Noch bis diesen Freitag werden der 68-Jährige und seine elf Ex-Kollegen, die alle zwischen 64 und 77 Jahre alt sind, in der KZ-Gedenksätte arbeiten.

Im Mittelpunkt ihrer Anstrengungen steht die alte Lager-Wäscherei, in der die Häftlinge einst unter unsäglichen Bedingungen arbeiten mussten. Dort werden derzeit die Fenster neu lackiert und die Fassaden ausgebessert. Zudem wurden die Wände im Archiv nach sechs Anstrichen neu beschichtet, wie Gries schilderte.

Als Lehrer ist Hans-Joachim Gries 18 Jahre lang mit seinen Berufsschülern zur Gedenkstätte Sachsenhausen gekommen. Unter dem Motto »Lernen und Arbeiten« sollten die jungen Leute mehr über diese Stätte des Nazi-Terrors erfahren und zugleich zum Erhalt der Gedenkstätte beitragen. Dazu sollten die Azubis im dritten Lehrjahr sein und praktische Berufserfahrung als Maler, Gärtner, Tischler oder in anderen handwerklichen Berufen haben.

Die Initiatoren des spendenfinanzierten Berufsschul-Projektes wurden wiederholt ausgezeichnet, unter anderem mit dem Toleranzpreis des Landes Brandenburg. wäre. Das zusätzliche »Rentnerprojekt« wurde 2013 gestartet. »Wir wollen auch im nächsten Jahr wiederkommen«, versichert Gries. Dann sollen aber auch die Schüler wieder verstärkt eingebunden werden. Weil die Nachfolgerin von Gries in Mutterschaftsurlaub war, hatte man das Projekt ausgesetzt. Im Oktober solle es nun wieder beginnen, sagte der Pensionär.

Das Konzentrationslager (KZ) Sachsenhausen war 1936 errichtet worden, es galt Muster-KZ und beherbergte ab 1938 auch die Verwaltungszentrale aller Lager im deutschen Machtbereich. Am 22. April 1945 wurde es durch die Rote Armee befreit. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.