»Wir waren doch nicht naiv«

Ex-Treuhand-Sprecher Schöde über den Ruf des Vaterlandes, Zynismus und ein beschissenes Gefühl

Aus unseren Betrieben ist noch viel mehr rauszuholen, witzelte man einst in der DDR. Aber erst die Treuhand hat das perfektioniert. Sie holte alles heraus aus der DDR-Wirtschaft - einschließlich der Beschäftigten. Haben Sie Ihren Job eigentlich gern gemacht?

Nicht in jeder Sekunde. Aber im Nachhinein: ja. Als Herr Rohwedder, der erste Chef der Treuhandanstalt, mich anrief und sagte: Kommen Sie mit nach Berlin, war mir augenblicklich klar, was der von mir wollte. Ich sollte den Pressesprecher machen. Das hat mich Überwindung gekostet. Aber Berlin war eine große Herausforderung, da rief sozusagen »das Vaterland«. Übrigens: Nie zuvor und auch nie wieder danach wurde in so kurzer Zeit so viel investiert in die Modernisierung der Wirtschaft in den neuen Ländern.

Und warum hatten Sie Vorbehalte, was die Treuhand betrifft?

Nein, es ging um die Funktion. Pressesprecher sind in einer sehr ambivalenten Situation. Ich gehöre noch z...


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