Bürgerradio gibt Bauern eine Stimme

  • Stella Paul, Tikamgarh
  • Lesedauer: 2 Min.

In der Ortschaft Chitawar im Distrikt Tikamgarh im zentralindischen Bundesstaat Madhya Pradesh hat es sich die 80-jährige Chenabai Kushwaha unter einem Neembaum bequem gemacht. Kaum hat die Reporterin Ekta Kari die Starttaste ihres Aufnahmegeräts gedrückt, erhebt die Greisin ihre Stimme und trägt ein Lied über ein achtjähriges Mädchen vor, das seinen Vater bittet, es nicht zu verheiraten.

»Vielen Dank, dass Sie für Radio Bundelkhand gesungen haben«, sagt Kari. Das Stück wird später in der gleichnamigen Agrarregion ausgestrahlt. Mit einer Zuhörerschaft von etwa 250 000 Menschen hat sich der Bürgersender zu einem wichtigen Kommunikationsmittel der kleinbäuerlichen Bevölkerung des zwischen Madhya Pradesh und dem Bundesstaat Uttar aufgeteilten Bundelkhand entwickelt. Das Radio verleiht dem Anliegen der Menschen Gehör.

In der weiträumigen Region leben etwa 18,3 Millionen Menschen, deren Alltag entbehrungsreich ist. Laut der indischen Planungskommission hat der Klimawandel dazu geführt, dass die Böden nicht mehr so viel hergeben und die Grundwasserspiegel gesunken sind. Zudem kam es während der vergangenen zehn Jahren zu häufigen Hitzewellen. 2014 verloren die Bauern zudem mehr als die Hälfte ihrer Winterernte durch unerwartet heftigen Regen.

Zwei Drittel aller von IPS befragten Farmer erklärten, dass das extreme Wetter ihre ohnehin schon harte Arbeit in einen Albtraum verwandelt habe. Früher bauten sie Hirse und Hülsenfrüchte in Mischkultur an, doch inzwischen mussten sie zu Monokulturen wie Weizen wechseln. Unabhängige Organisationen weisen zudem darauf hin, dass die ungleiche Landverteilung Millionen von Bauern dazu zwingt, ihr Dasein als Subsistenzbauern mit besonders kleinen Parzellen zu fristen.

Viele Farmer sehen keinen anderen Ausweg als den Freitod, allein in Bundelkhand in der ersten Märzhälfte etwa ein Dutzend. Insgesamt ist die Zahl der Selbstmorde in den Agrarregionen des Subkontinents inzwischen auf ungefähr 300 000 gestiegen.

Außenstehende können sich wahrscheinlich kaum vorstellen, dass ein Bürgersender wie Radio Bundelkhand Veränderungen bewirken kann. Doch den Hörern geben die Radioprogramme neuen Lebensmut. Mehr als 75 Prozent der Sendungen handeln von Anbautechniken, Schädlingsbekämpfung, Marktpreisen und Wettervorhersagen und geben damit praktische Lebenshilfe. IPS

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