Mitarbeiter bei Hanauer Vacuumschmelze atmen durch
IG-Metall wendet betriebsbedingte Kündigungen ab
Die Verhandlung war am Dienstag von einem Warnstreik flankiert. Im Vertrag ist eine Standortgarantie bis 2025 ebenso enthalten wie der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis 2020. Statt der vom Management ursprünglich geplanten 340 Stellen sollen nun nur noch maximal 189 Arbeitsplätze im Werk abgebaut werden. Die Folgen sollen durch ehrgeizige Regelungen zur Altersteilzeit für Beschäftigte ab 55 Jahren aufgefangen werden.
Unter dem Motto »Zukunft statt Sozialplan« hatte sich die Belegschaft der Vacuumschmelze monatelang gegen Pläne zur Produktionsverlagerung gewehrt und in mehreren Warnstreiks ihre Kampfbereitschaft bekundet. Das Engagement der Beschäftigten wurde von einer breiten Solidaritätsbewegung begleitet, in der sich Vertreter von Gewerkschaften, Kommunalpolitik, Kirchen und anderen Organisationen und Institutionen organisierten. Im zwischen Hanau und Fulda gelegenen Main-Kinzig-Kreis sorgen sich Beschäftigte, Gewerkschaften und Kommunalpolitiker über eine anhaltende Deindustrialisierung und drohende Welle von Massenentlassungen.
Die Belegschaft der Vacuumschmelze hatte schon 2008 gegen die von der Geschäftsleitung versuchte Tarifflucht gestreikt. Der Betrieb hat seit 1999 mehrfach den Eigentümer gewechselt und ist nach Ansicht von Beschäftigten, Gewerkschaftern und Lokalpolitikern in die Hände von »Heuschrecken« geraten, die ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen unter dem Diktat möglichst hoher Renditen in seinem Bestan gefährden könnten. Die 1923 gegründete Vacuumschmelze bezeichnet sich selbst als »eines der weltweit führenden Unternehmen im Bereich der magnetischen Werkstoffe und daraus weiter veredelter Produkte«. Sie entwickelt und produziert u.a. Halbzeug und Teile, Kerne und Bauelemente sowie Dauermagnete für Automobilindustrie, Medizintechnik und Verkehrstechnik.
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