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Zum Abschalten!

Robert D. Meyer über die Berichterstattung im ARD-Brennpunkt zur Griechenlandkrise

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.

Normalerweise sind die Kollegen der Öffentlich-Rechtlichen nicht bekannt dafür, inhaltliche Kritik am eigenen Programm offen vorzutragen. Doch was ist schon »normal« in Zeiten des täglichen nachrichtlichen Wirrwarrs einer Griechenlandkrise? In der ARD-Senderfamilie scheint man sich uneins zu sein, ob es gelingt, allen Zuschauern die komplizierte Gemengelage aus Stichworten wie Grexit, Greferendum oder Schuldenschnitt adäquat zu erklären.

»Liebe Brennpunkt-Kollegen vom BR, es ist übrigens nicht verboten, auch Kritiker der EU-IWF-Schäuble-Position zu Griechenland etwas ausführlicher zu befragen«, gab Georg Restle, Leiter des ARD-Sendung Monitor, am Dienstag auf dem Facebook-Auftritt des Politmagazins seinen Kollegen vom Bayerischen Rundfunk als Rat mit auf den Weg.

Immerhin: Man kann der ARD nicht vorwerfen, sie nehme die Tragweite der Ereignisse in Brüssel und Athen nicht ernst. In dieser Woche sendete das Erste zur Hauptsendezeit allein drei Brennpunkt-Sondersendungen zur Griechenlandkrise. Deren inhaltliches Schema blieb jedoch stets fast identisch: Wertende Anmoderationen, kein Statement der SYRIZA-Regierung, aber dafür viel konservative hellenische Opposition und (siehe Sendung vom Montag) die abschließende Deutungshoheit für Finanzminister Wolfgang Schäuble.

»ARD ist die Kriegsmaschine gegen Griechenland«, moniert die Europaabgeordnete der Linkspartei Cornelia Ernst via Twitter. Selbst die nicht für pauschale Medienschelte bekannte Politologin Gesine Schwan beschwerte sich im ARD-Talk von »Anne Will« vom 24. Juni, die ARD würde in der Griechenlandfrage keine ausgewogene Berichterstattung liefern, wobei sich ihre Kritik vor allem gegen Brüssel-Korrespondent Rolf-Dieter Krause richtete, der es nicht fertigbringe, von konkreten Fakten anstatt nebulös verallgemeinernd über geforderte »Reformen« der Eurogruppe zu sprechen, ohne deren Inhalte zu benennen.

Für die ARD ist es ein doppeltes Dilemma, wenn selbst jene die Berichterstattung zum Abschalten finden, die sonst das Öffentlich-Rechtliche gegen Gruppen verteidigen, die von einer Medienverschwörung oder Gleichschaltung fantasieren und deshalb am liebsten das »Zwangsgebührensystem ARD und ZDF« abschaffen wollen. Eine Steilvorlage, etwa für Pegida-Initiator Lutz Bachmann, der Anfang der Woche in Sachsen ein Bürgerbegehren zur Abschaffung der »Zwangsabgabe« ankündigte und die benannten Fälle als Beispiele anführen dürfte, warum das Öffentlich-Rechtliche seine Legitimation verloren habe.

Völlig fatal wäre es, wenn sich ARD und ZDF nun in ihre Trotzburg zurückzögen, anstatt auf die inhaltlich berechtigten Kritiker einzugehen. Deren Anliegen ist nicht neu, wie eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung aus dem Jahr 2010 zeigte. Der damalige Befund: Die ARD habe in der Berichterstattung zur 2008 begonnenen Wirtschaftskrise völlig versagt. Sieben Jahre später haben die gleichen Redaktionen daraus kaum Konsequenzen gezogen.

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