Kleinplaste macht auch Mist
Christian Baron über das gute Leben ohne Tüten
An der Kasse eines jeden Bekleidungsgeschäfts oder Gemüseladens werden einem Plastiktüten aufgezwungen. Natürlich als Gratis-Service. Dass die Meere zunehmend vermüllen und Partikel von krebserregendem Plastik im menschlichen Essen landen, ist den wenigsten Menschen egal. Sie sind sich dessen nur noch zu selten bewusst. Darum ist es gut, wenn sich von Greenpeace bis zum Nabu viele Organisationen anlässlich der Aktionswoche gegen Plastiktüten in Berlin darum bemühen, den Menschen die Alternativmöglichkeiten zur Einweg-Plastiktüte nahezubringen.
Noch besser aber wäre es, wenn sich die Menschen auch die »dicken Kraken« vornehmen würden. Der Soziologe John Bellamy Foster schreibt, dass in westlichen Industrienationen nur 2,5 Prozent des Mülls durch Individuen erzeugt wird. Die restlichen 97,5 Prozent verteilen sich demnach auf Industrie- und Baumüll. Es ist das Grundproblem des grün-alternativen Trends: Viele Ökolinke liegen lieber in ihren Urban-Gardening-Beeten und stieren Bionade schlabbernd in den ozonlochgeplagten Himmel; stets gewiss, durch den »richtigen« Konsum alles getan zu haben zur Rettung der (Um-)Welt, nun müssten ihnen nur noch die anderen das »gute Leben« abschauen.
Dabei ist klar: Ohne eine Verbindung der unterstützenswerten Appelle an die Menschen mit einer Kritik an großen Konzernen und deren Handlangern in der Politik wird der Plastikterror noch ewig weitergehen. Dass aber am Freitag beim Aktionstag am Shopping-Brennpunkt Alexanderplatz so viele Leute an den Ständen der Aktivisten interessiert stehen blieben, ist ein guter erster Schritt - denn Kleinplaste macht ja auch Mist.
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