Hoffnung im Tsunami der arabischen Konterrevolution?

Trotz des tödlichen Angriffs auf Touristen in Tunesien scheint sich das Land den Trends von Konterrevolution und Islamisierung zu entziehen. Hier wurden Verfassung und Bildungssystem bereits vor der Kolonisation weitreichend reformiert.

[…] Einzig das kleine Tunesien scheint sich der Konterrevolution und dem Trend zur Islamisierung zu entziehen. Dies hat spezifische Gründe: Die Erdölvorkommen des Landes reichen noch nicht einmal für den Eigenverbrauch. Die geostrategische Lage ist nicht von herausragender Bedeutung. Die relative Singularität resultiert aus der Geschichte des kleinen Landes mit seinen 11,5 Millionen Einwohnern: Schon vor der Kolonisation war es territorial geeint und fortschrittliche Regenten hatten bereits einschneidende Reformen auf den Weg gebracht.

Bereits 1857 erließ der Bey den Fundamentalpakt des Königreichs Tunesien, der die Sklaverei abschaffte und den Juden gleiche Rechte gewährte. Sein Nachfolger Bey Mohamed es-Sadok beschloss 1861, 20 Jahre vor Beginn der Kolonisation, eine liberale Verfassung. […] Eine der folgenreichsten Reformmaßnahmen war 1875 die Gründung des College Sadiqi, eines franko-arabischen, bilingualen Gymnasiums, das Ver...