»Rinnsteinkünstlerinnen«
Skulpturen der niederländischen Bildhauerin Lotta Blokker im Käthe-Kollwitz-Museum
In einer vielzitierten Rede vom 18. Dezember 1900, anlässlich der Eröffnung der Berliner »Siegesallee«, einer protzigen Reihe von 26 überlebensgroßen weißen Marmorstatuen von Hohenzollernfürsten, verunglimpfte der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. mit dem abwertenden Begriff »Rinnsteinkunst« pauschal die vielfältigen Tendenzen der damaligen sozialkritischen und naturalistischen Avantgarde. Denn diese widersprachen seinem konservativen und restaurativen Kunstverständnis und taten in seinen Augen nichts weiter, als »das Elend noch scheußlicher hinzustellen, als es schon ist«. Auch Käthe Kollwitz fiel mit ihrem expressiv realistisch gegen Krieg und soziale Ungerechtigkeit gerichteten Werk unter die Rubrik »Rinnsteinkünstler«. Heute, wo Kollwitz zu den bekanntesten und kunsthistorisch bedeutsamsten deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts zählt, erscheint diese Einschätzung kaum noch nachvollziehbar. Aber Vorsicht: Die gleiche Debatte...
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