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18 000 Sachsen-Anhalter beantragten Frührente

Neue Bestimmungen zu Altersbezügen nach 45 Beitragsjahren werden häufiger als erwartet genutzt

  • Lesedauer: 2 Min.
Frührente mit 63 Jahren ohne Abzüge - das kommt in Sachsen-Anhalt für mehr Menschen infrage, als die Experten der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland vermutet hatten.

Magdeburg. Die seit einem Jahr mögliche Frühverrentung ohne Abzüge mit 63 Jahren wird in Sachsen-Anhalt rege genutzt. Nach einem Bericht der »Magdeburger Volksstimme« haben bereits 18 000 Menschen im Land die frühere Rente beantragt. »Das ist stärker, als wir das vermutet haben«, sagte der Chef der in Leipzig ansässigen Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland, Wolfgang Kohl, der Zeitung.

Voraussetzung ist, dass mindestens 45 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt wurde. Weil auch kürzere Arbeitslosigkeit angerechnet wird, kämen viele Ostdeutschen auf die geforderten Berufsjahre, schreibt die Zeitung weiter. Zudem seien im Osten viele Frauen im Beruf gewesen, die nun von der Regelung profitierten.

Der Grünen-Politiker Sebastian Striegel kritisierte die Regelung. »Und die junge Generation guckt in die Röhre. Ein unsolidarisches Projekt«, schrieb der Landtagsabgeordnete im Kurznachrichtendienst Twitter. Der SPD-Politiker Andreas Steppuhn erwiderte: »Ich lade Herrn Striegel ein, gemeinsam mit Bauarbeitern über die Rente mit 63 und 67 zu reden.« In einer Mitteilung verteidigte der Landtagsabgeordnete die Neuregelung. »Die Rente mit 63, die eigentlich eine Rente nach 45 Beitragsjahren ist, würdigt die Lebensleistung vieler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nach einem langen und harten Arbeitsleben.« Es handele sich zumeist um Menschen, die im Alter von 14 bis 16 Jahren mit der Berufsausbildung begonnen hätten. »Sie haben es einfach verdient, frühzeitiger in den Ruhestand zu gehen.« Die Industrie- und Handelskammer Magdeburg äußerte sich kritisch. »Wir kämpfen bereits darum, ausländische Fachkräfte nach Sachsen-Anhalt zu holen. Und hier werden mit einem Federstrich Tausende Menschen in Rente geschickt«, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang März der »Volksstimme«. Es müssten vielmehr Anreize gesetzt werden, um über die Regelaltersgrenze hinaus zu arbeiten.

Laut dem Zeitungsbericht gingen allerdings auch schon vor der Reform die Versicherten im Schnitt mit etwa 63 Jahren in Rente. Allerdings hätten sie damals Abschläge in Kauf nehmen müssen - bei zwei Jahren früherem Rentenbeginn waren das demnach 7,2 Prozent. dpa/nd

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