Von Berlin nach Kolyma und Kasachstan
Andrej Reder begab sich auf eine schmerzliche Spurensuche - das Schicksal der Eltern in Stalins Sowjetunion
Wohin entwickelt sich Russland? Walter Laqueur fragt in seinem neuen Buch »Putinismus«, was den russischen Präsidenten an- und umtreibt.
Ich fand es abenteuerlich, aber nicht fragwürdig, dass mein Vater im Alter von drei Jahren im fernen Sibirien erstmals Schnee erlebte. Wie es ihn und meine Großmutter aus Düsseldorf in den Dreißiger Jahren nach Nowosibirsk verschlug und warum beide dann aus dem »Vaterland der Werktätigen« ausgewiesen wurden und sich wieder im feindlich-faschistischen Deutschland und unter Gestapoaufsicht befanden, provozierte keine neugierige Nachfrage der Teenagerin. Es war halt so. Erzählt wurden nur Geschichten aus glücklichen Zeiten in Moskau, der prächtigen sowjetischen Hauptstadt mit dem berühmten Bolschoi, den breiten Boulevards und Clubs für Arbeitern.
Warum schwiegen die Wissenden? Weil sie dem Klassenfeind nicht Munition liefern, die Idee nicht beschmutzen wollten? Oder aus Scham? Warum hat man sie nicht befragt, als man sie noch fragen konnte? Das Versäumnis quält auch Andrej Reder, der das Schicksal seiner Eltern teilte, es als Kind ab...
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