Wolfsburger Muslime nach Syrien gelockt

Salafist warb Kämpfer für Islamischen Staat an

  • Lesedauer: 2 Min.

Celle. Ein Islamist soll in Wolfsburg immer mehr junge Muslime für die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) begeistert haben. Der angeklagte IS-Rückkehrer Ayoub B. berichtete am Dienstag in seinem Prozess vor dem Oberlandesgericht Celle, der Mann habe von einem neuen, gerechten Staat nur für Muslime erzählt, der Unterstützung brauche. Der Aufbruch erster Wolfsburger Muslime nach Syrien habe eine Sogwirkung auf andere ausgeübt, so dass immer mehr dorthin gereist seien. Manche hätten vom Dschihad, andere von humanitärer Hilfe gesprochen, sagte der 27-Jährige in seiner Vernehmung aus.

Bekannt gewesen sei, dass der aus Syrien gekommene Anwerber zunächst eine Al Kaida nahestehende Terrorgruppe unterstützt habe. Wegen seiner Kenntnis des Islams sei er »der wissende Bruder« genannt worden. »Jeder wollte sein bester Kumpel sein«, so Ayoub B.

Die Bundesanwaltschaft wirft den beiden mutmaßlichen IS-Heimkehrern Ayoub B. und Ebrahim H. B. die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor. Ayoub B. ist auch wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat angeklagt, weil er an Kampftrainings teilgenommen und laut Anklage auch zur Waffe gegriffen haben soll. Ebrahim H. B. stand nach den Ermittlungen kurz davor, einen Selbstmordanschlag zu begehen.

»Ich würde lügen wenn ich sage, ich bin blind nach Syrien gegangen«, sagte der Deutsch-Tunesier Ayoub B., dem es nach eigenen Angaben aber nicht um den bewaffneten Kampf sondern um das Studium des Islams ging. »Du wirst die Lichter der Türkei sehen, du kannst jederzeit zurück«, sei ihm gesagt worden. Der Mann habe verschwiegen, dass Menschen geköpft und versklavt werden und Muslime sich untereinander umbringen.

Die Umtriebe in Wolfsburg seien in der tunesischen Moschee, in deren Vorstand sein Vater sitze, schnell aufgefallen, erklärte der Angeklagte weiter. Der Prediger und einige andere, die einen radikalen Islam vertreten, hätten dort Hausverbot erhalten. Die Männer trafen sich daraufhin in der türkischen Moschee, wo man nicht verstand, was sie auf Arabisch besprachen. dpa/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.