Zeitreise ins Grauen
Die Kunstsammlungen Dresden zeigen zwei Fotoausstellungen über den Krieg
Ein Kürbis, fleischig und rund auf dem Teppich. Ein Kofferradio neben einem Stapel Zeitungen. Eine Sammlung von Instrumenten an der Zimmerdecke: etliche Trompeten, eine Tuba. Ein freundlicher alter Herr, die Brust voll Orden. Schließlich drei Ausweise, geknickt, die Ecken abgestoßen. Die Farbbilder von Stephen Shore wirken zufällig, von heiterer Belanglosigkeit. Der US-amerikanische Fotograf hat sie 2012 in der Ukraine aufgenommen. Was die Motive verbindet, deutet erst ein Hinweisschild an: »67 years later«, ist zu lesen: 67 Jahre danach. Es ist die Einladung zu einer Zeitreise - freilich einer Zeitreise ins Grauen vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Menschen auf den Bildern, so erfährt der Betrachter, gehören zu den wenigen Überlebenden des Holocaust in der Ukraine. Sie leben ein alltägliches Leben, mit Kürbis, Tuba, Kofferradio. Viele Angehörige, Nachbarn, Bekannte aber leben nicht mehr. Drei Millionen Ukrainer starben zwischen ...
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