Kunst wird immer teurer
«Kulturgutschutzgesetz»: Der Handel mit alten und neuen Meistern boomt
Wenn Banker Banker treffen, reden sie über Kunst; wenn Künstler Künstler treffen, reden sie über Geld.« Diese Beobachtung des Schriftstellers Oscar Wilde scheint zeitlos zuzutreffen. Kunsthändler in aller Welt interessieren sich daher zurzeit brennend dafür, was »national wertvolles Kulturgut« für Deutschland ist. Das Interesse an der hitzigen Diskussion über ein von der Bundesregierung geplantes »Gesetz zur Neuregelung des Kulturgutschutzrechts« hat einen profanen Hintergrund: Der deutsche Markt für alte und neue Meister gehört für Superreiche zu den interessantesten weltweit. Das Gesetz könnte zumindest in Teilbereichen dem Treiben einen Riegel vorschieben.
Mit Kunst im weitesten Sinne konnte in den vergangenen Jahren eine gute Rendite eingefahren werden. Der Luxus-Index des Londoner Immobilienberaters Knight Frank verzeichnete zwischen 2004 und 2014 eine rasante Wertsteigerung von Luxusgütern. An der Spitze stehen Oldtimer-Autos, gefolgt von Münzen. »Kunst« legte im Luxusinvestmentindex um über 250 Prozent an Wert zu. Besonders gut schnitten »moderne Kunst« seit dem Jahr 1960 und europäische Impressionisten ab.
Den Umsatz des internationalen Kunstmarktes schätzt die European Fine Art Foundation für das vergangene Jahr auf umgerechnet über 46 Milliarden Euro. Mehrfach in der Liste der teuersten Bilder vertreten war 2014 der Pop-Art-Künstler Andy Warhol. Auf Platz drei landete sein »Triple Elvis« von 1963. Das Werk wurde gemeinsam mit »Four Marlons« (Platz 6) in New York versteigert. Verkäufer war der Spielcasinobetreiber Westspiel, eine Tochter des Förderinstituts NRW-Bank. Die landeseigene Bank aus Nordrhein-Westfalen hatte die Bilder versteigern lassen, um die klamme Staatskasse zu sanieren. Die im Geld schwimmende Bundesregierung hatte diesen Schritt scharf kritisiert. Die gemeinsame Versteigerung der beiden Siebdrucke bei Christie’s brachte dem Bundesland 135 Millionen Euro ein, »Triple Elvis« steuerte 73 Millionen US-Dollar dazu bei.
Dabei hat Kunst im Unterschied zu Immobilien oder Gold keinen Materialwert, sehen wir von Produktionsfaktoren wie Farbe und Leinwand ab. »Kunst ist allerdings ein untypischer Wert«, schreiben die Analysten der in Hamburg ansässigen Berenberg Bank in einer Studie. Denn in ihrer Welt zähle der geistige, künstlerische Inhalt. Ein Kunstwerk sei dann wertvoll, wenn es einzigartig, nicht reproduzierbar sei. Kurzum: »Der Wert eines Bildes«, so die auf das Geschäft mit reichen Kunden spezialisierten Banker, »wird demnach primär durch den Namen des Künstlers bestimmt.«
Nun funktioniert auch der Kunstmarkt nach Angebot und Nachfrage. Da das Angebot im Großen und Ganzen gleich bleibt, werden die Preise von der gestiegenen Nachfrage in die Höhe getrieben. Angesichts allgemein niedriger Zinssätze haben Investoren seit der großen Finanzkrise 2007/2008 Kunst als renditeträchtige Geldanlage (wieder-) entdeckt. Gepuscht wird der Boom von der Nullzinspolitik der Notenbanken. Sie sorgen damit für billiges Geld. Davon profitieren Aktienkurse, Börsen und eben auch der Kunstmarkt.
Hinzu kommt, es gibt immer mehr Superreiche. Allein im vergangenen Jahr kamen 920 000 neue Millionäre vor allem aus Asien hinzu, ermittelten die Pariser Finanzberater von Capgemini Financial Services. Die Superreichen verfügen inzwischen über ein privates Vermögen von umgerechnet 150 Billionen(!) Euro. Und da darf es auch schon mal ein »Picasso« für die eigene Villa sein.
Für das vom 1973 verstorbenen Kommunisten Pablo Picasso gemalte Gemälde »Frauen von Algier« zahlte ein unbekannter Liebhaber im Mai schier unglaubliche 161 Millionen Euro. Wer mag da nicht über Geld reden?
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