Ein bisschen Frieden

Neue Arbeitsgruppe des Deutschen Handballbundes verhandelt vor einer Drohkulisse

  • Martin Kloth, Kassel
  • Lesedauer: 3 Min.
Von einer Versöhnung der zwei Lager im Deutschen Handball ist nach dem Gipfel in Kassel nichts zu spüren. Eine »Findungsgruppe« muss zwischen Andreas Michelmann und Bernhard Bauer entscheiden.

Erst eine Findungskommission, nun eine Arbeitsgruppe: Das Funktionärstheater im Deutschen Handballbund (DHB) bei der Suche nach einem neuen Präsidenten und dem angedrohten Sturz der Führungscrew ist um eine Posse reicher. Auch eine fünfstündige Krisensitzung am Samstag in Kassel brachte lediglich ein bisschen Frieden statt einer großen Versöhnung. Denn das Ergebnis ist mager: Vor der weiterbestehenden Drohkulisse einer Abwahl aller Vizepräsidenten soll ein siebenköpfiges Gremium nun entscheiden, ob Andreas Michelmann oder der im März zurückgetretene Ex-Präsident Bernhard Bauer auf dem Außerordentlichen Bundestag am 26. September in Hannover zur Wahl als Verbandschef stehen sollen.

»Das ist der Minimalkonsens, zu dem man kommen konnte«, sagte Uwe Schwenker zu dem Kompromiss. Der Präsident der Handball-Bundesliga (HBL) wollte nicht von einem Burgfrieden und schon gar nicht von einer Versöhnung sprechen. »In diesem Falle bin ich sicher, dass alle Parteien völlig für sich verinnerlicht haben, dass es hier um den Handball geht, dass wir eine große Verantwortung haben und sie dieser Verantwortung auch gerecht werden wollen«, sagte er ausweichend und betonte nur, was eigentlich selbstverständlich sein sollte.

Einen Monat nachdem eine eigens eingesetzte Findungskommission den Ressortchef für Amateur- und Breitensport, Michelmann, zum Präsidentschaftskandidaten bestimmt hat, soll nun ein ähnliches Gremium im Ad hoc-Verfahren noch einmal das Gleiche machen.

Wie beim Kasseler Gipfel stehen sich auch hier die beiden konträren Lager gegenüber: Auf der einen Seite die Präsidiumsmitglieder Uwe Schwenker, Bob Hanning, Georg Clarke und Berndt Dugall sowie für die Opposition die Verbandspräsidenten Hans Artschwager (Württemberg), Gerd Tschochochei (Bayern) und Steffen Müller (Sachsen-Anhalt). »Das Ergebnis ist völlig offen«, sagte DHB-Generalsekretär und Interimspräsident Mark Schober. Die Gruppe soll auch Strukturreformen anschieben.

Wie weit die Positionen jedoch weiterhin auseinanderliegen, ließ Württembergs Verbandschef Artschwager durchblicken. »Es gibt immer noch Positionen, die zusammengeführt werden müssen«, erklärte er und meinte auf die Frage, ob die Wogen geglättet seien: »Das kann ja gar nicht sein.« Schon in der kommenden Woche soll das erste Treffen der Siebener-Gruppe stattfinden, »um den weiteren Fortgang zu verhandeln«. An einer Kampfabstimmung um den Präsidentenposten zwischen Michelmann und Bauer ist auch ihm nicht gelegen. »Wenn der Hannover-Tag vorbei ist, werden wieder alle in eine Richtung ziehen.« Dass das nicht so ist, hat auch Artschwager selbst mit zu verantworten. Angeführt von Württemberg haben vier Landesverbände die Abwahl aller Vizepräsidenten in Hannover beantragt.

Ein Erfolg dieses Vorstoßes würde Bernhard Bauer wieder ins Spiel bringen. Der 64-Jährige hatte mit seinem Rücktritt im März nach eineinhalb Jahren im Amt den beispiellosen Machtkampf im DHB ausgelöst.

Als Grund für die Demission gilt nach wie vor ein Zerwürfnis mit Bob Hanning. In seinem Schreiben hatte Bauer dem Vizepräsidenten Leistungssport einmal mehr Eigensinn, Starrköpfigkeit und fehlenden Teamgeist vorgeworfen. Nach der Aussprache in Kassel zeigte sich Hanning erleichtert. »Es waren konstruktive Gespräche und ich bin froh, dass die Dinge einmal aus der Welt geräumt werden können, die aus der Welt geräumt werden mussten.« dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.