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Von Soweto nach Timbuktu

  • Andreas Gläser
  • Lesedauer: 2 Min.

Am letzten erfrischend verregneten Sonntagabend zeigten sie in der Kneipe Baiz die dufte Dokumentation »Punkrock in Südafrika«, bei der es sich um eine tschechisch-südafrikanische Zusammenarbeit aus dem Jahre 2011 handelt. Es ging darin um die verschiedenen Ausläufer des Punk, von den 70ern bis in die 90er, in Südafrika, Mosambik und Simbabwe, also auch um Ska-Punk mit und ohne traditionellere afrikanische Musik. Dort tanzte der Bär nahezu zeitgleich wie in Europa und den USA. Das wusste ich nicht, das wusste fast niemand.

Man hatte eher erwartet, dass es im Süden des fernen Kontinents weitestgehend Afropoprock-mäßig abging, auch aufgrund von Paul Simons LP »Grace᠆land«, die 1986 erschien und weltweit ein Riesenerfolg wurde; damals während der sogenannten Welle der World Music. Mister Simon war afrikanischen Musikern auf der Spur gewesen und hatte sie auf unsere Hauptstraßen lanciert. Punkbands wie Power Age oder National Wake waren aber nicht dabei, was nicht verwundert, denn wenn Paul Simon mit nordamerikanischen Musikern zusammenarbeitete, hießen die nicht Dead Kennedys oder Ramones.

Sehr interessant jedenfalls, dass es auch zu Zeiten der Apartheid in Soweto und Johannisburg Bands namens Suck oder Wild Youth gab, in denen schwarze und weiße Musiker in kleinen Clubs spielten, die die Kräfte bündelten und die Identifikation stärkten. Sie wussten, dass sie unter der Beobachtung der Polizei standen und schnell im Gefängnis landen konnten aufgrund ihrer multikulturellen Kriegstänze. In der Dokumentation zeigten sich einige Protagonisten fast ein wenig überrascht, dass sie für ihren »Soundtrack zur Revolution« nicht verhaftet worden waren. Und immerhin waren diese Südafrikaner schon so vernetzt, um ihre Musik auf Schallplatten verewigen zu können, auch wenn es bei kleineren Auflagen blieb, deren Exemplare selten die Grenzen überwinden konnten. Auch hatten sie die Schleichwege zu den Produktionsmitteln gefunden, um Flyer und Fanzines entsprechend denen der englischen Anstifter herstellen zu können.

Es war ein schöner Filmabend, auch wenn es im Anschluss an diese Werbeverkaufsfilmvorführung keine südafrikanischen Schallplatten zu kaufen gab. Am kommenden Sonntag wird ein weiterer Musikstreifen aus der weiten Welt gezeigt: »Woodstock in Timbuktu«. 95 Minuten aus dem Jahre 2012, produziert in Mali und Deutschland. Es geht um das traditionelle Wüstenfestival der Tuareg-Nomaden, die sich selbst Kel Tamashek nennen; die in der Sahara leben, verteilt auf fünf Staaten, und sich alljährlich zum dreitägigen »Festival au désert« treffen.

Der Wochenendwetterbericht verlautbart: Film ansehen zu freiem Eintritt.

23.8., 20 Uhr, Baiz, Schönhauser Allee 26 a, Prenzlauer Berg.

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