Hertha BSC und Bremen trennen sich unentschieden
Berliner sind nach dem 1:1 gegen den SV Werder Tabellenführer
»Spitzenreiter, Spitzenreiter hey hey«, riefen die Fans von Hertha BSC direkt nach dem Anpfiff der Partie gegen Werder Bremen am Freitagabend im Berliner Olympiastadion. Die Ausgangslage im Eröffnungsspiel des zweiten Bundesliga-Spieltages vor 56 376 Zuschauern war klar: Die Berliner wollten ihren guten Saisonstart mit dem 1:0-Sieg in Augsburg beim Heimdebüt bestätigen. Die Gäste von der Weser wollten nach dem 0:3 gegen Schalke unbedingt einen Fehlstart vermeiden.
Die Rufe der Berliner Fans wurden von ihrer Mannschaft schnell erhört. Als die Bremer nach sechs Minuten immer noch damit beschäftigt waren, irgendwie in die Partie zu finden, ging Hertha BSC in Führung. Nach einer Flanke von Linksverteidiger Marvin Plattenhardt aus dem rechten Halbfeld legte Stürmer Salomon Kalou den Ball Jens Hegeler vor. Dessen Schuss wurde noch geblockt, im zweiten Versuch vollendete Valentin Stocker zum 1:0.
Spätestens jetzt waren die unterschiedlichen Folgen des ersten Spieltags deutlich zu spüren. Die Berliner, mit drei Punkten und der Führung im Rücken, spielten selbstbewusst und dominant, die Grün-Weißen aus Bremen agierten noch verunsicherter. Nutzen konnte Hertha BSC die Überlegenheit trotz mehrerer guter Angriffe aber nicht. Nach einer Viertelstunde verpasste Hegeler eine Flanke des in der ersten Halbzeit starken Rechtsaußen Genki Haraguchi nur knapp. In der 18. und der 23. Minute konnte Werders Abwehr erst in allerhöchster Not klären.
Wenn auch überraschend und unverdient, aber die Bremer befreiten sich selbst aus der Beklemmung. In der 27. Minute hatte Werders Linksverteidiger Ulisses Alexandre Garcia viel Zeit und Platz, um eine gute Flanke in den Berliner Strafraum zu bringen. Herthas Torwart Thomas Kraft lief erst raus, um den Ball abzufangen, machte dann aber wieder ein paar Schritte zurück. Dadurch hatte er die Abwehrspieler vor ihm derart verunsichert, dass Bremens Stürmer Anthony Ujah im Fünfmeterraum gleich zwei Ausgleichsversuche bekam. Den zweiten nutzte er zum 1:1.
Auch dieser Treffer zeigte Wirkung. Danach wurde es das Spiel, was Thomas Eichin vorausgesagt hatte – ein ausgeglichenes. »Es gibt keinen Favoriten«, urteilte Thomas Eichin vor dem Anpfiff. Auch wenn Werder jetzt einen etwas gefälligeren Eindruck hinterließ, bis zur Halbzeit konnte sich keine Mannschaft ein Übergewicht erspielen. Auch Torchancen gab es nicht mehr. Mit dem Unentschieden ging es in die Kabinen.
Die Berliner kamen als erste wieder auf den Platz, unverändert in der Aufstellung wie auch die Bremer. Und Hertha BSC agierte auch entschlossener. In Anfangsphase der zweiten Halbzeit setzte vor allem Kalou die Akzente. In der 47. Minute setzte sich der Stürmer auf der rechten Außenbahn durch, sein Pass in den Strafraum war aber zu ungenau. Drei Minuten später bekam Kalou den Ball selbst im Strafraum, konnte ihn in aussichtsreicher Position aber nicht kontrollieren. Wiederum eine Minute später spielte der Ivorer mit der Hacke Valentin Stocker frei, dessen abgefälschter Schuss nur knapp das Ziel verfehlte. Drei weitere, recht gute Chancen erspielten sich die Berliner zwischen der 53. und 56. Minute über ihre rechte Angriffsseite.
Auch im weiteren Verlauf blieb Hertha BSC das bestimmende und bessere Team. Die besseren Chancen zum Siegtreffer aber hatten die Gäste. Nach einem eigentlich ungefährlichen Bremer Freistoß aus 30 Meter und einem Missverständnis zwischen Hertha-Torwart Kraft und Innenverteidiger Sebastian Langkamp landete der Ball auf der Latte des Berliner Tores. Zwei Minuten später klatschte der Ball an dessen Pfosten. Bremens Innenverteidiger Jannik Vestergaard war nach einem Eckball von Zlatko Junuzovic aus sieben Metern frei zum Kopfball gekommen. So blieb es am Ende bei der Punkteteilung zwischen zwei Mannschaften, die wohl auch in dieser Saison nicht auf den vorderen Plätzen zu finden sein werden. Aber immerhin: Mit dem Remis war Hertha BSC zumindest bis zum Sonnabend mit vier Punkten Tabellenführer. Spitzenreiter-Rufe waren aber dennoch nicht mehr zu hören.
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