Google will Afrika erobern

Das Interesse an Smartphones steigt in vielen afrikanischen Ländern rasant / Potentielle Kunden werden stark umworben

  • Anne Gonschorek
  • Lesedauer: 3 Min.
Google testet in Nigeria nun eigens für Entwicklungsländer produzierte Android-Smartphones. Der afrikanische Markt bietet viel Potenzial. Doch chinesische Hersteller sind schon da.

Kapstadt. Heutzutage sind Handys in vielen Teilen Afrikas genau so geläufig wie in den USA oder Europa. Während im Jahr 2002 nur 8 Prozent der ghanaischen Bevölkerung ein Mobiltelefon besaß, erreichte diese Ziffer im letzten Jahr bereits 83 Prozent. Bis 2020 sollen zudem jedes Jahr über 120 Millionen Smartphones auf dem afrikanischen Markt verkauft werden. Deshalb kämpfen nun internationale Firmen um die beste Aufstellung auf dem Kontinent. Ihre Strategie sind dabei vor allem kostengünstige Mobiltelefone: 20 Prozent der in Afrika verkauften internetfähigen Telefone kosten weniger als 87 Euro.

Google-Telefone sind auf Markt angepasst

Deshalb hat auch Google jetzt mit dem Infinix Hot 2 seine Android-One-Reihe auf dem nigerianischen Markt vorgestellt. Diese Smartphones wurden speziell für Entwicklungsländer produziert und haben einige Funktionen, die besonders afrikanische Konsumenten ansprechen sollen: Zusätzlich zur aktuellen, schneller laufenden Software kann diese – anders als bei der Ausstattung der chinesischen Konkurrenzmodelle – später auch aktualisiert werden. Die Suchfunktion auf Google wurde zudem den langsamen Internetgeschwindigkeiten Afrikas angepasst und entschlackt. »Diese Funktion kann die Internetnutzungskosten für Online-Suchen um ganze 90 Prozent verringern und den Ladeprozess um ein Drittel der Zeit verkürzen«, erklärt Caesar Sengupta, Googles stellvertretender Direktor für Produktmanagement in einem Blog. Dies ist besonders wegen der exorbitanten mobilen Internetkosten in vielen afrikanischen Ländern von Bedeutung. Google kündigte außerdem an, dass zum Beispiel ihre YouTube-App bald ohne Internetzugang funktionieren würde. »Dank dieser Funktion kann man viele der YouTube-Videos für bis zu 48 Stunden speichern«, erklärt Sengupta.

Chinesen sind günstiger

In Nigeria können Käufer das Infinix bisher für 76 Euro über die Internetplattform Jumia und einige Einzelhandelsgeschäfte erwerben, danach soll es auch in anderen afrikanischen Ländern erscheinen. Allerdings steht Google jetzt vor der Frage, ob ihr Android-Smartphone überhaupt eine Chance gegen die günstigeren chinesischen Modelle hat. Diese generischen Handys dominieren derzeit mit etwa zwei Dritteln den afrikanischen Smartphone-Markt. Sie haben zwar ältere und langsamere Versionen der Android-Software, kosten allerdings auch nur 50 Dollar. Zudem ist es den meisten afrikanischen Konsumenten Analysen zufolge vollkommen egal, welche Marke ihr Smartphone hat. »Der Unterschied wird im Kundenservice liegen«, sagte auch Taha Jiwaji, der Generaldirektor von Bongo Live, einer tansanischen Telefon- und Digitalmarketingagentur, gegenüber der Nachrichtenwebseite Quartz Africa. »Die verschiedenen Funktionen kennen nur die Technologie-Interessierten.« Alles, was die Kunden sehen würden, seien der Preis und die Grundfunktionen.

Ein einfaches Handy reicht

Zudem bietet auch MTN, das führende Telekommunikationsunternehmen Afrikas, seine eigenen günstigen Smartphones an. In Nigeria sind diese zum Beispiel ab 40 Euro erhältlich und selbst das ist für Afrikaner, von denen etwa ein Drittel mit weniger als einem Euro pro Tag auskommen muss, komplett unerschwinglich.

Will Google also seine Smartphones an den Mann bringen, muss das Unternehmen seine Verkaufsstrategie den Grundbedürfnissen des afrikanischen Marktes noch besser anpassen. Dieser ist bisher noch mit normalen Handys zufrieden, da selbst die einfachsten Mobiltelefone inzwischen Fotos machen und einfache Internetangebote nutzen können. Ganze 65 Prozent der Bevölkerung nutzen laut einer Studie des Pew Research Centers noch immer einfache Handys, während bisher nur 15 Prozent auf Smartphones umgestiegen sind.

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