Der Zeitgeist, die Sozis und Egon Bahr
Mit Willy Brandt schrieb er Geschichte - was aber fängt die SPD mit seinem Erbe an?
Letzte Woche starb Egon Bahr, der Vordenker der Ostpolitik und Weggefährte Willy Brandts. Eigentlich könnten heutige Sozialdemokraten von ihm und seinem politischen Wirken lernen. Doch unser Kolumnist hat da wenig Hoffnung.
Alle trugen sie Trauerworte auf der Zunge. Die sozialdemokratische Gemeinde stand zusammen, als Egon Bahr, einer der Väter der neuen Ostpolitik und Macher des Wandels durch diese Annäherung, hochbetagt starb. Er sei ein ganz großer ihrer Partei gewesen, behaupteten sie alle zu Recht. Thomas Oppermann schrieb zum Beispiel, dass Bahr ein »fester Teil der bundesrepublikanischen Geschichtsschreibung« sei. Und Außenminister Steinmeier erklärte, dass »seine Vorstellungen […] buchstäblich den Lauf der Geschichte« verändert hätten. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel indes behauptete ganz ähnlich, dass Bahrs »politische Lebensleistung […] herausragend [sei] und vor der Geschichte Bestand haben« würde. Das klingt alles gut. Nur was können diese Herren eigentlich von Bahr lernen?
Mit erhabenen Worten sind sie ja schnell. Sie kosten wenig und ernten viel Aufmerksamkeit. Er hat es ja verdient. Aber müsste ein solcher Mann, der in der Blütezeit...
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