Die Unerschütterliche
Rekord: Mehr als 63 Jahre hat Elisabeth II. auf dem britischen Thron verbracht
Sie ist die älteste amtierende Monarchin der Welt, und am 9. September wird sie exakt 63 Jahre, sieben Monate und zwei Tage auf dem britischen Thron verbracht haben. An diesem Tag wird Elisabeth II. den Thronrekord ihrer Ur-Ur-Großmutter Königin Victoria brechen und die am längsten regierende Regentin im Insel-Königreich sein.
Für Elisabeth II. ist das allerdings kein Grund zum Feiern. Sie wolle, schreibt die »Mail on Sunday« mit Verweis auf gut unterrichtete Quellen, »kein Aufhebens« machen und empfände dies ihren Vorfahren gegenüber als respektlos. Es sei nämlich im Prinzip der Tod der Ur-Ur-Großmutter, der gefeiert werde - weshalb die Queen an dem Tag auch nicht durch die Hauptstadt paradieren, sondern eine Eisenbahnlinie in Schottland eröffnen wird.
Das erscheint typisch für die 89-Jährige, die nach außen stets unaufgeregt, wenig glamourös, aber wirksam und diszipliniert ihre Rolle als Staatsoberhaupt ausfüllt. Die Ur-Ur-Großmutter regierte, als Großbritannien ein Empire war, mächtig und einflussreich. Die Regentschaft Elisabeths II. ist hingegen geprägt vom Wiederaufbau - nach dem Zweiten Weltkrieg, nach der Wirtschaftskrise der 70er Jahre, nach den Unruhen in Nordirland und auch nach den Skandalen der Königsfamilie in den 90er Jahren.
Doch diese schrecklichen Jahre scheinen hinter den Windsors zu liegen. Inzwischen präsentieren sie sich als irgendwie aufeinander eingespielte Patchwork-Familie. Thronfolger Charles spielt da etwa mit seiner zweiten Ehefrau Camilla Opa und Oma für die Kinder seines Sohnes William, der - vor drei Jahrzehnten undenkbar - eine Bürgerliche geehelicht hat.
Ausdruck dieser neuen Entspanntheit sind zum Beispiel die durchaus rührenden Worte von William im Vorwort zu einer weiteren Biografie über das Leben der Königin. »Queen Elisabeth: The Steadfast« (»Königin Elisabeth: Die Unerschütterliche«) wird Ende September erscheinen. Und dort schreibt Thronfolger Nummer zwei über seine Oma: »Ich glaube, ich spreche für meine Generation, wenn ich sage, dass das Vorbild und die Beständigkeit, die die Königin bietet, nicht nur sehr selten bei führenden Persönlichkeiten vorkommt, sondern eine große Quelle von Stolz und Sicherheit ist.« Aus privater Sicht lobte der Enkel die Güte der Königin, ihren Humor, ihre angeborene Ruhe und Weitsicht sowie ihre Liebe zu ihrer Familie.
Die Königin, so scheint es, kann sich also im Prinzip zurücklehnen. Nur einer hat den Frieden vergangene Woche gestört, der Historiker David Starkey. Elisabeth II. werde einzig und allein dafür bekannt sein, dass sie weitergemacht habe - und eher nicht für große Taten, erklärte er in der britischen Presse. Anders als ihre Ur-Ur-Großmutter, nach der eine ganze Epoche benannt wurde, werde Elisabeth II. »nicht ihren Namen einer Ära leihen - oder, vermute ich, irgendetwas anderem«. Mit der Kritik wird Elisabeth II. wohl ganz gut leben können.
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