Verändern statt »nur« Protestieren
Chemiker Michael Braungart über Wege zur abfallfreien Wirtschaft
Michael Braungart, geb. 1958 in Schwäbisch-Gmünd, ist Verfahrenstechniker und Chemiker. Gemeinsam mit dem US-Architekten William McDonough entwickelte er das Cradle-to-Cradle-Konzept (kurz: C2C), welches sie 2002 in dem Buch »Cradle to Cradle: Remaking the Way We Make Things« (dt. »Einfach intelligent produzieren«) vorstellten. Braungart ist Professor an der Erasmus-Universität Rotterdam und Leiter des Hamburger Umweltinstituts. Mit ihm sprach Laura Bähr.
Was würden Sie als Chemiker sagen: Wie gefährlich sind die Produkte, mit denen wir alltäglich in Kontakt gelangen?
Nehmen Sie die ganzen Kassenzettel und Parkscheine. Wenn Sie die anfassen, nehmen Sie Dutzende von Chemikalien auf, die nie für den Hautkontakt gedacht waren. Der Euro, den wir jeden Tag in der Hand haben, gibt 200 mal mehr Nickel ab, als es für jedes andere Produkt legal wäre.
Das von Ihnen entwickelte Konzept ist hingegen darauf ausgerichtet, dass Produkte schadstofffrei abgebaut bzw. recycelt werden können. Wie kamen Sie darauf?
1986 habe ich mit Greenpeace gegen die Chemieindustrie in der Schweiz protestiert. Durch ein Feuer bei der Firma Sandoz wurde damals der Rhein kontaminiert, weshalb wir den Werksschornstein besetzten. Der Werksleiter bat uns dann, über Nacht runterzukommen, mit der Garantie, dass wir am nächsten Tag wieder hinaufklettern dürfen. Da waren die Fronten plötzlich nicht mehr so klar.
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