Wer konnte, machte sich rar

Strauß brachte einst viel in Bewegung, jetzt nicht einmal mehr zu seiner eigenen Gedenkfeier

  • Rudolf Stumberger
  • Lesedauer: 2 Min.

Franz Josef Strauß hat die Gemüter bewegt - und Millionen von D-Mark und Kubikmetern Erde. Denn umstrittene Großprojekte war eine Spezialität des CSU-Vorsitzenden und seiner Partei. Etwa der Rhein-Main-Donau-Kanal, bei dem 93 Millionen Kubikmeter Geröll ausgebaggert wurden. Heute bringt Strauß weniger in Bewegung, etwa, wenn es um die Ehrungen zu seinem 100. Geburtstag geht. Auf dem neuen Münchner Großflughafen, der den Namen von Strauß trägt, wurde eine Büste des ehemaligen Parteivorsitzenden der Öffentlichkeit übergeben. Sie steht in der Nähe des Flughafenbrauhauses »Airbräu« und sieht ein bisschen aus wie die Sphinx in Ägypten.

»Kleinkariert« nannte ein Kommentator die Absicht des bayerischen FDP-Landesvorsitzenden Albert Duin, Strauß den Flughafen wieder wegzunehmen. Duin fordert eine Umbenennung des Airports, der solle nicht länger den Namen eines »machtarroganten Gauners« tragen. Das Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« hatte berichtet, Strauß habe sich jahrelang von großen deutschen Firmen bestechen lassen. So soll er zwischen 1964 und 1968 fast eine halbe Million D-Mark kassiert haben. Wie es heißt, haben die Unternehmen dafür keine unmittelbaren Gegenleistungen erhalten.

Auch die Opposition im bayerischen Landtag muckte auf. SPD, Freie Wähler und Grüne boykottierten den Staatsempfang am Freitag zu Ehren des langjährigen Ministerpräsidenten. SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher sprach von »Geschichtsklitterung«, Grünen-Chefin Margarete Bause nannte Strauß einen »korrupten Politiker«. Für Hubert Aiwanger, Chef der Freien Wähler, war der Termin schlicht »nicht wichtig genug«. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte keine Zeit, obwohl sie an diesem Tag in München war. CSU-Generalsekretär Andreas Scheurer sprach von »absurden Verzerrungen« und »unwürdigem Verhalten«. Ein Großprojekt, an dem Strauß scheiterte, soll aber nicht verschwiegen werden: Wackersdorf. Die dort geplante Wiederaufarbeitungsanlage für Atommüll wurde wegen des Widerstandes der Atomkraftgegner nie fertiggestellt.

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