Tod von Aylan »gefeiert«: Polizei durchsucht Wohnung

»Eiskalt und völlig hasszerfressen«: Ermittlungen wegen Hass-Posting auf Facebook / Berliner Innensenator sieht Betreiber sozialer Netzwerke in Verantwortung

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Die Berliner Polizei hat Samstag die Wohnung eines Mannes aus Berlin-Hellersdorf durchsucht, der auf Facebook ein Hass-Posting veröffentlicht haben soll. Laut Polizei soll der polizeibekannte 26-Jährige den Tod des dreijährigen syrischen Flüchtlingsjungen, der am Mittwoch im Meer vor dem türkischen Bodrum ertrunken ist, mit den Worten kommentiert haben »wir trauern nicht sondern wir feiern es. Nur ein Flüchtling, ein Flüchtling ist zu wenig: Das Meer hat schon mehr Flüchtlinge geschluckt!«. Nach Angaben einer Polizeisprecherin waren gegen den Hass-Kommentar bis Samstagmorgen über 100 Anzeigen bei den Berliner Behörden eingegangen. Das Posting erschien auf der Facebook-Seite einer rechten Gruppe namens »Berlin wehrt sich« und ist inzwischen gelöscht worden.

Bei der richterlich angeordneten Durchsuchung in der Ludwigsfelder Straße beschlagnahmten die Polizisten bei dem Verdächtigen einen Computer sowie zwei Mobiltelefone und stellten diese als Beweismittel sicher, teilte die Polizei am Samstag mit. Die Ermittlungen gegen ihn dauerten an. Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) reagierte mit Entsetzen auf den Vorfall. »Man muss schon eiskalt und völlig hasszerfressen sein, um das Schicksal eines toten Kindes so widerlich zu kommentieren«, sagte Henkel am Samstag. »Wir müssen ein klares Stoppzeichen gehen diese Ekelpropaganda setzen.« Wer hetze, solle auch Druck spüren. Niemand solle sich der Illusion hingeben, dass Hass-Postings folgenlos bleiben und man sich hinter einem Bildschirm verstecken kann, sagte Henkel weiter. Das Internet sei kein rechtsfreier Raum. Der Innensenator sieht auch die Betreiber sozialer Netzwerke in der Verantwortung und appellierte an sie, noch entschiedener gegen Hasskommentare vorzugehen. epd/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.