Ägyptische Armee erschießt Touristen aus Mexiko

Zwölf Tote bei Verfolgung von Islamisten im Westen des Landes

  • Lesedauer: 3 Min.
Eine verhängnisvolle Verwechslung: Die ägyptische Armee nimmt vier Pick-Ups unter Beschuss, in denen sich mexikanische Touristen befinden. Das Militär vermutete in den Fahrzeugen Dschihadisten.

Kairo. Bei der Verfolgung von islamistischen Kämpfern haben ägyptische Sicherheitskräfte versehentlich zwölf Menschen erschossen, darunter auch mehrere Touristen. Mindestens zwei Mexikaner seien unter den Toten, teilte die mexikanische Regierung am Sonntag mit. Die Touristen waren am Samstag im Westen Ägyptens mit einheimischen Begleitern unterwegs, als ihre Fahrzeuge von Soldaten und Polizisten beschossen wurden.

Neben den zwölf Toten gab das ägyptische Innenministerium auch bekannt, dass zehn Menschen verletzt worden seien. Wie viele Mexikaner und wie viele Ägypter genau unter den Opfern waren, blieb zunächst unklar.

Polizei und Armee, »die Terroristen in Wahat in der westlichen Wüste verfolgten, haben aus Versehen das Feuer auf vier Pick-Ups eröffnet, die mexikanische Touristen beförderten«, teilte das Innenministerium mit. Ob die Fahrzeuge aus der Luft oder von Einheiten am Boden angegriffen wurden, wurde nicht mitgeteilt.

Das Ministerium hob hervor, die Mexikaner hätten sich in einem Gebiet aufgehalten, das Touristen nicht betreten dürften. Wo sich der Vorfall genau ereignete, ließ das Ministerium offen. »Wahat« bedeutet »Oase«.

Aus dem Tourismusministerium erfuhr die Nachrichtenagentur AFP, dass die Touristen von Kairo zur Baharija-Oase etwa 350 Kilometer südwestlich der Hauptstadt unterwegs gewesen seien. Ein örtlicher Reiseführer sagte, sie hätten an der Straße angehalten, um etwas zu essen, als auf sie geschossen wurde.

Die Wüstenregion im Westen Ägyptens ist wegen ihrer Oasen und Gesteinsformationen ein beliebtes Touristenziel. Zugleich ist es aber auch ein Rückzugsgebiet für islamistische Kämpfer, darunter Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Der IS hatte am Sonntagnachmittag erklärt, dass er sich »einem Einsatz der Armee in der westlichen Wüste widersetzt« und die Soldaten in die Flucht geschlagen habe.

Der IS hatte im vergangenen Monat in Ägypten einen jungen Kroaten enthauptet, der für eine französische Firma gearbeitet hatte. Zudem verübten die Dschihadisten in den vergangenen Monaten zahlreiche Angriffe gegen ägyptische Sicherheitskräfte, vor allem auf der Sinai-Halbinsel. Auch bekannte sich der IS zu einem Autobombenanschlag auf ein Polizeigebäude mitten in Kairo am 20. August, bei dem 29 Menschen verletzt wurden.

Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto verlangte von der Regierung in Kairo eine »vollständige« Untersuchung. Im Kurzbotschaftendienst Twitter verurteilte er den Vorfall. Nach Angaben des mexikanischen Außenministeriums besuchte der Botschafter des Landes bei Kairo auch fünf verletzte Mexikaner, die in einem Krankenhaus behandelt wurden. Ihr Gesundheitszustand wurde als stabil bezeichnet.

Der Tourismus ist für Ägyptens Wirtschaft eine entscheidende Branche, obwohl die Zahl der Besucher wegen der politischen Unsicherheit zuletzt deutlich zurückging. Etwa zehn Millionen Touristen besuchten das Land im vergangenen Jahr, im Jahr 2010 waren es noch fast 15 Millionen gewesen. AFP/nd

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