Tsipras’ Bewährung
Am Sonntag wählen die Griechen zum zweiten Mal in diesem Jahr. Gewinnt SYRIZA noch einmal?
Berlin. Für die Griechen sind es die zweiten Wahlen in diesem Jahr und es geht es um viel: um die Zukunft von SYRIZA; darum, wer in den nächsten Jahren welche Politik unter den Bedingungen des Memorandums macht; auch um die Möglichkeiten einer europäischen Linken, den mühsamen Weg der Bildung eines Gegengewichts in der EU zu gehen.
Der Wahlsieg von Alexis Tsipras im Januar war mit großen Erwartungen verbunden. »Sowohl strategisch als auch taktisch lagen wir falsch«, sagt Giorgos Chrondros heute, langjähriges Mitglied der SYRIZA-Führung. Es habe sich erwiesen, dass das Ziel, »die Kürzungspolitik in nur einem Land unter Bedingungen eines Wirtschaftskrieges und widrigen Machtverhältnissen zu verändern, eine Niederlage erlitten hat«. War es nur eine Niederlage für Tsipras? Oder doch eher eine, die die ganze europäische, vor allem die deutsche Linke zu verantworten hat?
Tsipras hat mit Blick auf den Gläubiger-Deal, der der Athener Regierung im Juli in Brüssel aufgezwungen wurde, von einem »schmerzhaften Kompromiss« gesprochen und hinzugefügt: »Sie wissen, Kompromisse sind Teil der politischen Realität und auch Teil der revolutionären Taktik.«
Das sieht ein Teil der Linken in Griechenland und hierzulande anders. Die konservative Opposition in Athen ohnedies. Evangelos Meimarakis, Ex-Minister, langjähriger Parlamentspräsident mit Korruptionsfleck auf der Weste, nun Chef der Nea Dimokratia, wird von nicht wenigen griechischen Medien als Aufsteiger präsentiert. Ausgerechnet ein Mann des alten Establishments.
Die Umfragen deuten auf eine schwierige Regierungsbildung. SYRIZA hat eine Koalition mit den Konservativen ausgeschlossen. Am Sonntag heißt es wieder einmal: Griechenland entscheidet. tos Seiten 2 und 3
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