Tod im Supermarkt

Seit Donnerstag im Kino: das Bergsteiger-Drama »Everest« von Balthasar Kormákur

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 5.5 Min.

Wer Kunstmeinungen oder politische Kommentare verbreitet, betreibt privilegierte Tatenlosigkeit: Es kostet nichts, ständig Wissen zu suggerieren - wie die Welt besser würde, wie das Theater zu sein habe, wie diversen weltweiten oder europanahen Krisen beizukommen sei. Kaum geschieht eine Tragödie, setzt die Moderation durch Zurechtweisung und Ratschlag ein. Bevor das Leiden einen Ausdruck finden könnte, spricht die Rezeptur. So verschwand aus den Medien die Sprache des Leidens, die eine Sprache der Erschrockenheit, der Fassungslosigkeit, der Atemnot wäre. Erschrockenheit? Nein, man kennt ja die Schuldigen. Fassungslosigkeit? Nein, man weiß ja um die Lösungen. Atemnot? Nein, man phrasiert sofort strategisch: Jetzt muss ... jetzt ist gefordert ... jetzt kommt es darauf an!

So gibt es auch eine Sucht nach Kulturkritik, deren Durchleuchtungszwang nervt. Vor ihr ist keine Show, kein Schlager sicher. Immer belehrt der Avantgardist die M...


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