Kämpfe um Flughafen Kundus

US-Luftangriffe auf seiten der Regierungstruppen

  • Lesedauer: 2 Min.

Kundus. Nach der Eroberung der nordafghanischen Provinzhauptstadt Kundus sind die Taliban auf den Flughafen am Stadtrand vorgerückt. Dieser wird bislang von Regierungstruppen gehalten. »Die Taliban haben die ganze Nacht angegriffen«, sagte Provinzratsmitglied Sajed Asadullah Sadat am Mittwoch.

Zwei Jahre nach dem Abzug der Bundeswehr aus Kundus hatten die Taliban die Stadt am Montag überrannt. Kundus ist die erste Provinzhauptstadt, die seit dem Sturz des Taliban-Regimes Ende 2001 von den Aufständischen erobert wurde.

Ein US-Militärsprecher in Kabul sagte, US-Streitkräfte hätten in der Nacht zwei Luftangriffe in der Nähe des Flughafens geflogen. In der Gegend von Kundus sei außerdem eine begrenzte Anzahl ausländischer Soldaten, um die afghanischen bewaffneten Kräfte »zu beraten und zu unterstützen«.

Provinzratsmitglied Sadat hält sich am Flughafen auf, der in der Nähe des früheren Bundeswehr-Feldlagers auf einem Hügel liegt. Die Rückeroberung von Kundus macht nach seinen Worten keine Fortschritte. »Die Taliban halten weiter ihre Stellungen. Die Verstärkungen aus Kabul und Tachar sind in Hinterhalte geraten und konnten Kundus nicht erreichen«, sagte Sadat. »Ich habe ernste Zweifel an der Fähigkeit der Regierung, Kundus zurückzuerobern, wenn sie nicht einmal erfolgreich Verstärkung schicken kann.« Sadat bezog sich auf Verstärkung über den Landweg. Auf dem Luftweg sind nach Angaben aus Sicherheitskreisen mehrere hundert Mann eingetroffen. Präsident Aschraf Ghani hatte der Nation am Dienstag versichert, Kundus werde zurückerobert.

Der afghanische Geheimdienst teilte am Dienstagabend mit, der Schattengouverneur der Taliban für die Provinz Kundus, Maulawi Abdul Salam, und Dutzende weitere Aufständische seien bei einem Luftangriff getötet worden. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid wies das zurück und sagte, Salam führe den Angriff auf den Flughafenhügel an.

Sadat sagte per Telefon, die Gegend um den Flughafen sei der einzige Teil von Kundus, der noch von Regierungstruppen kontrolliert werde. Polizeisprecher Sajed Sarwar Hussaini sagte dagegen, die Sicherheitskräfte hielten weiter das Polizeihauptquartier und das Gefängnis der Stadt. dpa/nd

- Anzeige -

Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Dank der Unterstützung unserer Community können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen

Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.