Wirtschaft soll in der 1. Liga spielen

Frank Szymanski, SPD-Kandidat bei der Cottbuser Oberbürgermeisterwahl, über seine Pläne / Der Lehrer für Deutsch und Geschichte ist seit 2003 Bauminister

  • Lesedauer: 3 Min.
ND: Bei der Cottbuser Oberbürgermeisterwahl am 22. Oktober treten Sie gegen Holger Kelch (CDU) an, der durch ein Bündnis aus CDU, Linkspartei, FDP, Aktive Unabhängige Bürger und Frauenliste gestützt wird. Kommen Sie gegen so eine breite Front an?
Szymanski: Ich bin zuversichtlich, dass ich gewinne. Im Wahlkampf, für den ich mir jetzt anderthalb Wochen von meinem Ministeramt freigenommen habe, höre ich an den Infoständen, dass es viele Bürger gut finden, wenn ich aus Potsdam zurückkomme. Ich bin einer von hier. Viele kennen mich aus meiner Zeit als Lehrer und Schulleiter. Die Leute sagen mir: »Wir brauchen als Oberbürgermeister einen Macher wie Dich - einen, der hart arbeiten kann, aber auch repräsentiert und Kontakte besitzt.«

Was wollen Sie anders machen als die abgewählte Oberbürgermeisterin Karin Rätzel ?
Es ist wichtig, dass die Stadtspitze und die Stadtverordnetenversammlung an einem Strang ziehen. Mein Motto ist: Nicht streiten, sondern handeln.

Wie wollen Sie das erreichen? Das Ihnen entgegen stehende Bündnis für Holger Kelch, das eine Zusammenarbeit über mehrere Jahre vereinbarte, verfügt im Stadtparlament über zwei Drittel der Sitze.
Ich bin ein offener Mensch und gehe auf alle zu. Wir haben keine Zeit, noch weiter zu streiten. Dazu sind die Probleme zu groß, zum Beispiel der Schuldenberg von beinahe 200 Millionen Euro und die Abwanderung der Einwohner. Das wird auch die andere Seite einsehen. Ich bin mir sicher, dass wir schnell eine offene und konstruktive Form der Zusammenarbeit finden. Das Oberbürgermeisteramt ist kein Parteiamt. Ich werde ein Oberbürgermeister für alle sein und mich bewusst nicht der SPD-Stadtfraktion anschließen. Ich werde mein Ministeramt, mein Landtagsmandat und auch den Posten des Vorsitzenden der Cottbuser SPD abgeben.

Die Linkspartei ruft Ihre Anhänger dazu auf, Holger Kelch zu wählen. Was sagen Sie dazu?
Ich würde mich freuen, wenn mich auch Anhänger der Linkspartei ankreuzen. Sie bekommen einen Oberbürgermeister, der eine verlässliche Politik machen wird. Ich bin dafür bekannt, dass mir das soziale Miteinander das Wichtigste ist. Auch wenn Cottbus sparen muss - durch Kürzungen bei den freiwilligen Leistungen wird der Haushalt nicht saniert.

Was möchten Sie gegen die hohe Arbeitslosigkeit unternehmen?
In Sport und Kultur spielt Cottbus in der 1. Liga. Das soll auch in der Wirtschaft wieder so sein. Ich werde ein Wirtschaftskompetenzteam mit Vertretern aus Kammern und Verbänden ins Leben rufen. Priorität sollen die Bereiche Wissenschaft und Bildung bekommen, denn Wissen bringt Wirtschaftswachstum und Wirtschaftswachstum bringt Jobs. Außerdem folgen die Unternehmen einer guten Infrastruktur. Ein wichtiger Schritt ist da der geplante Ausbau der Bahnstrecke nach Berlin für eine Geschwindigkeit von 160 km/h. Es ist ein enormer Vorteil, wenn man 30 Minuten schneller in die Hauptstadt gelangen kann.

Fragen: Andreas Fritsche


Ein Interview mit Holger Kelch erscheint in der Montagausgabe.

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