Eine Kirche für Flüchtlinge
Opposition fordert Senat zum Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik auf
In Kreuzberg gibt es künftig ein Gotteshaus eigens für Flüchtlinge. Ab Donnerstag werde die St.-Simeon-Kirche unter dem Namen Flüchtlingskirche betrieben und fortan zentrale Anlaufstelle für die Flüchtlingshilfe der EKBO sein, sagte der Landesbischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Markus Dröge, am Mittwoch. »Unsere Flüchtlingskirche ist der öffentlich sichtbare Ort eines breit gespannten Netzes an Aktivitäten«. Flüchtlingspfarrerin Barbara Killat sagte: »Wir wollen ein gastlicher Ort sein für Menschen, die Beratung, Unterstützung, Trost oder Zuspruch suchen.« Das Gotteshaus für Flüchtlinge ist Teil eines Konzepts, dass die Landessynode schon vor einem Jahr erarbeitet hat. Die EKBO habe symbolisch für jedes Kirchenmitglied - insgesamt eine Million - jeweils einen Euro zur Verfügung gestellt, um damit zusätzliche Aktivitäten für die Jahre 2015 und 2016 zu finanzieren, sagte Dröge. Neben einem mobilen Beratungsteam, das die Kirchengemeinden in ihrer Flüchtlingshilfe vor Ort unterstützen soll, finanziert der Sondertopf auch die Flüchtlingskirche.
In der Kirche soll es künftig Beratungen für Flüchtlinge, Seelsorge sowie Beschäftigungsangebote für Jugendliche geben. Darüber hinaus sollen auch freiwillige Helfer in ihrem Engagement unterstützt werden, etwa mit psychologischer Betreuung. Daneben sind politische Veranstaltungen und Informationsabende angedacht. In dem Gebäudekomplex wird auch eine Begegnungsstätte für Einheimische und Flüchtlinge in Forme eines Cafés eingerichtet. Der Berliner Zweig der Kirchenorganisation Asyl in der Kirche wird regelmäßig vor Ort sein, um zu beraten und Härtefälle zu prüfen.
Über Unterbringung, Versorgung und Betreuung von Asylsuchenden in Berlin beraten an diesem Donnerstag erneut die Abgeordneten im Parlament. Die Opposition befürchtet, dass die mitregierende CDU angesichts Zehntausender neuer Asylbewerber in der Stadt zu drastischeren Abwehrmaßnahmen greifen will. Auf Antrag der Piraten- und der Linke-Fraktion steht die Aktuelle Stunde unter dem Motto: »Abschottung, Ausgrenzung und Abschiebung statt Willkommenskultur - mit Heilmann, Henkel und Czaja Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik?«
Daneben stellt die Opposition weitere Anträge, um möglichst schnell und unbürokratisch weitere Unterkünfte für Flüchtlinge, aber auch für obdachlose Menschen zu beschaffen. So fordern Grüne, Linke und Piraten mit Blick auf den bevorstehenden Winter, mindestens 1000 Plätze in der Kältehilfe für obdachlose Menschen zur Verfügung zu stellen. Die Linke fordert den Senat zu einem »Wohnraumrückgewinnungsprogramm« auf. Er soll die Bezirke finanziell in die Lage versetzen, leerstehenden Wohnraum beschlagnahmen oder selbst anmieten zu können. AFP/dpa/nd
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