Gleisanschluss für die Schwarzwaldklinik

Der Bahnhof Feldberg-Bärental in Baden-Württemberg ist die höchstgelegene Station im DB-Normalnetz

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 3 Min.
Bahnpersonal gibt es nicht mehr, aber Ferienwohnungen zum Verkauf: Am höchstgelegenen Bahnhof im DB-Normalnetz ist nicht viel los. Ein Besuch in Feldberg-Bärental.

Mit dem Superlativ, den höchstgelegenen deutschen Bahnhof anzufahren, werben gleich mehrere Bahnen. So bildet der Bahnhof Zugspitzplatt die Endstation der Zahnradbahn vom oberbayerischen Garmisch-Partenkirchen auf den mit knapp 3000 Metern höchsten Gipfel der Republik. Der überwiegend von Touristik-Dampfzügen der Harzer Schmalspurbahnen auf einer Spurweite von 1000 mm angefahrene Bahnhof Brocken (Sachsen-Anhalt) liegt immerhin 1125 Meter über Meereshöhe. Doch welches ist der höchstgelegene, von regulären Nahverkehrszügen im normalspurigen DB-Netz bediente Bahnhof? Es ist der Bahnhof Feldberg-Bärental. Allerdings liegt der »nur« auf einer Höhe von 967 Metern über dem Meeresspiegel im Hochschwarzwald.

Bärental ist Ortsteil der baden-württembergischen Gemeinde Feldberg, die nach der nahen, mit knapp 1500 Metern höchsten Erhebung des Schwarzwalds benannt ist. Unweit der Bahnstation befindet sich der Scheitelpunkt der »Dreiseenbahn«. Deren Name bezieht sich auf die entlang der Trasse liegenden drei Gewässer Titisee, Windgfällweiher und Schluchsee. Auf knapp 20 Kilometern kurvenreicher elektrifizierter Strecke verbindet sie die Bahnhöfe Titisee und Seebrugg.

Die Bahnstrecke wurde nach jahrzehntelangen Planungen und Rückschlägen durch Krieg und krisenbedingte Finanzierungsprobleme der damaligen Deutschen Reichsbahn erst im Dezember 1926 in Betrieb genommen. Das ursprüngliche Ziel, die Trasse durch mehrere Tunnel bis in das Städtchen Sankt Blasien weiter zu führen, fiel dann jedoch erneut einer Krise zum Opfer - diesmal der Weltwirtschaftskrise. Das in Sankt Blasien bereits errichtete Bahnhofsgebäude wurde nie von einem Zug angefahren. Somit bleibt das unweit der Schluchsee-Staumauer idyllisch gelegene Seebrugg Endstation für die Nahverkehrszüge. Abgesehen von einer Jugendherberge, einem Eisenbahnerferienheim und einem Hotel gibt es hier jedoch keine Wohnbebauung.

Längst hat die auf Börsenkurs getrimmte Deutsche Bahn hier die Güterverladung aufgegeben. Dabei wurde in Seebrug jahrzehntelang allerlei verladen: frisch gefällte Langholzstämme, Bier aus der nahen Badischen Staatsbrauerei Rothaus, Schneepflüge von einem Industriebetrieb in Sankt Blasien. Von hier aus ging es in die ganze Republik, doch das lässt sich nur noch aus den vielen Gleisen erahnen. Im vom Eisenbahnverein Interessengemeinschaft Drei-Seenbahn betriebenen Eisenbahnmuseum mit seinen historischen Waggons und Verladeeinrichtungen kann man den einstigen Betrieb nachempfinden. Stilllegungspläne der alten Deutschen Bundesbahn in den 1970er Jahren, die das komplette Aus für die Bahnanbindung des Hochschwarzwalds ab Freiburg bedeutet hätten, wurden seinerzeit nach massiven Bürgerprotesten ad acta gelegt. Die in den 1990er Jahren eingeführte Interregio-Fernverbindung von Seebrugg nach Norddeich aber, die auch planmäßig in Feldberg-Bärental Halt machte, wurde zum Leidwesen der Anwohner und Touristikmanager 2002 wieder vom Gleis genommen. Geblieben sind von Elektroloks gezogene Regionalzüge mit Doppelstockwagen, die im Stundentakt verkehren und sich kurz vor der vollen Stunde im Bahnhof Feldberg-Bärental begegnen.

Die Station Feldberg-Bärental, von der aus Pendler, Touristen und Wintersportler heute in 47 Minuten bequem durch das Höllental nach Freiburg reisen können, erlangte in den 1980er Jahren größere Bekanntheit. Denn das unter Denkmalschutz stehende Empfangsgebäude wurde regelmäßiger Schauplatz von Szenen der populären Fernsehserie »Schwarzwaldklinik«.

Nach dem kompletten Abzug des Bahnpersonals, das durch digitale Informationssysteme und die üblichen DB-Fahrkartenautomaten ersetzt wurde, veräußerte die Deutsche Bahn den Bahnhof 2012 an einen Freiburger Geschäftsmann. Der ließ das Gebäude ausbauen, betreibt eine Gaststätte und bietet dort mehrere Ferienwohnungen zum Verkauf an. Er bewirbt seine Immobilien mit »Wandermöglichkeiten der Superlative«, denn immerhin liegt das Gebäude direkt an einem deutschen Ast des Jakobswegs ins spanische Santiago de Compostela sowie am Europa-Fernwanderweg 1, der von Italien bis nach Schweden führt.

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