Gabriel weist CSU-Kritik an Merkel zurück

Horst Seehofer teilt in der Flüchtlingsfrage erneut aus - SPD-Chef verteidigt Kurs der Kanzlerin

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 2 Min.
Koalition paradox: Sigmar Gabriel verteidigt den Kurs der CDU-Vorsitzenden in der Flüchtlingskrise gegen Angriffe aus den Reihen der Union.

CSU-Chef Horst Seehofer hat sein Thema gefunden: Nach etlichen Attacken gegen Angela Merkels Vorgehen in der Flüchtlingskrise warf er der Kanzlerin am Sonnabend eine »Kapitulation des Rechtsstaats« vor. Seehofer kritisierte mit dieser Formulierung Merkels Einschätzung, dass sich die Grenzen nicht abschotten lassen. »Einfach zu sagen, in unserer Zeit lassen sich 3000 Kilometer Grenze nicht mehr schützen, ist eine Kapitulation des Rechtsstaats vor der Realität«, sagte Seehofer. Der bayerische Ministerpräsident geht aber davon aus, dass die Bundesregierung den Forderungen der Christsozialen entgegenkommt: »Bei der Frage der Zuwanderungsbegrenzung wird es Gesetze und Kabinettsbeschlüsse geben. Ich sage Ihnen das voraus«, so der CSU-Chef.

Rückendeckung für die Kanzlerin kam von SPD-Chef Sigmar Gabriel. Mit Blick auf die Regierungschefin sagte der Vize-Kanzler: »Ihre härtesten Gegner sitzen nicht bei uns, sondern wie so oft in der CDU und CSU.« Dennoch wisse jeder, dass Deutschland »nicht bedingungslos und auf Dauer« jährlich mehr als eine Million Menschen aufnehmen könne. »Auch Angela Merkel weiß das, aber sie spricht es nicht aus.« Die Kanzlerin habe aber Recht damit, dass man nicht einfach die Grenzen dicht machen könne. Die Union pendele derzeit zwischen Merkels bedingungslosem Credo »Wir schaffen das« und dem »Grenzen zu« von CSU-Chef Horst Seehofer. »Die Wahrheit ist, beide Antworten sind eigentlich Ausdruck von Hilflosigkeit«, so Gabriel. Anders als die Union geht die SPD-Führung davon aus, dass in diesem Jahr mehr als eine Million Flüchtlinge nach Deutschland kommen.

Derweil sorgt eine angeblich geplante EU-Flüchtlingssteuer für Diskussionen. Angela Merkel sagte der »Bild« vom Montag mit Blick auf Berichte über eine europäische Abgabe zur Finanzierung der Flüchtlingskrise, es werde weder einen Steuer-Soli noch Steuererhöhungen geben. Die Kanzlerin kritisierte gegenwärtige »Fehlanreize« bei der finanziellen Unterstützung von Flüchtlingen. »Ich weiß, dass das Taschengeld, das wir Flüchtlingen zahlen, im europäischen Maßstab hoch ist«, sagte sie der »Bild«. Die Bundesregierung wolle dazu zurückkehren, in den Erstaufnahmeeinrichtungen überwiegend Sachleistungen zu verteilen.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) drängt auf einheitliche EU-Asylstandards. Gegenüber der Funke-Mediengruppe warb er dafür, das beschleunigte Asylverfahren an Flughäfen auch an den Grenzen anzuwenden. Der Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung Peter Altmaier (CDU) sprach sich für die Einrichtung von Transitzonen aus. Zuvor hatte er einer möglichen Obergrenze bei den Flüchtlingszahlen eine Absage erteilt. Wo sollte die sein?, fragte er bei einer Veranstaltung des Rings Christlich-Demokratischer Studenten und fügte hinzu: bei 100 000 oder bei einer Million? Mit Agenturen

Seiten 4, 5, 10 und 12

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.