Chemnitz, Auschwitz - und zurück
Der KZ-Überlebende, Kriminalist und sehr emsige Zeitzeuge Justin Sonder wird 90. Von Hendrik Lasch
Stets hat er über die NS-Zeit gesprochen: Justin Sonder selbst wird an diesem Sonntag 90 Jahre alt. Im »Querbeet« am Chemnitzer Rosenplatz soll es einen kleinen Empfang geben. Viele Mitstreiter werden ihm gute Gesundheit wünschen.
Stets hat er über die NS-Zeit gesprochen, viele Jahre aber »fast immer in der dritten Person«, sagt Justin Sonder. Als hätten die Ereignisse andere betroffen, nicht auch ihn selbst. Es habe viele Jahre »eine Barriere« in seinem Kopf gegeben, schreibt er in einem 2014 erschienenen, bewegenden Buch mit Lebenserinnerungen - und außerdem, fügt er an, »war Auschwitz nicht gefragt«.
Justin Sonder hat Auschwitz erleben müssen - und hat es als einer von wenigen überlebt, wie auch zwei anschließende Todesmärsche Anfang 1945. Im Februar 1943 war der damals 17-jährige Sohn einer jüdischen Familie aus Chemnitz ins Vernichtungslager gebracht worden, in das man zuvor auch seine Eltern deportiert hatte. Die Familie hatte von den Nazis den Stempel »jüdisch« verpasst bekommen, obwohl sie die Religion nie gelebt habe, schreibt Sonder. Der Vater, ein im I. Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichneter und in Franken gebürtiger Sozialdemokrat, hab...
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