Rad- wie Autofahrer

Bernd Kammer wünscht mehr Erziehung für alle

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.

Andrea Barthels kennt das: Auch sie wurde schon abgedrängt von abbiegenden Autofahrern. Und das, obwohl die Oberkommissarin auf ihrem Dienstrad als Polizistin erkennbar war. »Einmal hatte ich Glück und habe ihn an der nächsten roten Ampel erwischt.«

Also: Die Fahrradstaffel der Polizei hat sich bewährt, das kann man nach über einem Jahr im Einsatz schon sagen. Kampfradler tragen jetzt ein wesentlich höheres Risiko. Das für ihre eigene Gesundheit sowieso, aber jetzt müssen sie verstärkt damit rechnen, auch erwischt zu werden. Wer bei Rotlicht weiterradelt oder auf Gehwegen, hat auch keine Nachsicht verdient. Dennoch hält sich hartnäckig der Eindruck, dass die Fahrradpolizisten vor allem das Verhalten der Radfahrer überwachen und weniger das anderer ihnen gegenüber. Die registrierten Ordnungswidrigkeiten von Radfahrern stiegen durch ihren Einsatz um 124 Prozent, die von anderen nur um 50 Prozent.

Klar ist, dass kein Polizist einem Auto hinterherstrampeln kann, das einen Radfahrer bedrängt hat. Er ist schließlich ohne Blaulicht und Martinshorn unterwegs. Aber wenn an gefährlichen Kreuzungen zusätzlich Polizisten eingesetzt sind, die den Sünder an den Rand winken, könnte das schon erfolgreich sein.

Immerhin geht es um das Eindämmen der häufigsten Unfallursache mit Radfahrern. 1600 Abbiegeunfälle gab es 2014, eine Steigerung um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Karambolagen haben für Radfahrer auch die schlimmsten Folgen.

Als Andrea Barthels »ihren« Bedränger gestellt hatte, war der sich keiner Schuld bewusst. Die erzieherische Wirkung gegenüber Autofahrern lässt also noch zu wünschen übrig.

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