Garnisonsorte umwerben Briten
Durch den Abzug der Army verliert die Lüneburger Heide rund 10 000 Einwohner - aber nicht alle Soldaten gehen
Bad Fallingbostel. Trotz des Truppenabzugs haben sich manche Briten dafür entschieden, in der Lüneburger Heide zu bleiben, nachdem auch die Garnisonsstädte dafür geworben hatten. »Tatsache ist, dass einige Briten hier Häuser gekauft haben oder sich eingemietet haben, auch in Celle oder Winsen/Aller«, sagte der Bergener Bürgermeister Rainer Prokop (CDU). Viele der seit Jahren in der Lüneburger Heide stationierten britischen Soldaten fühlten sich in der Region verwurzelt, das Leben hier gefalle ihnen. Gerade lange in der Heide stationierten Army-Angehörigen, die mit Deutschen verheiratet seien, falle der Schritt zum Bleiben leicht.
Der praktisch abgeschlossene Abzug der Briten riss in der ohnehin strukturschwachen Region spürbare Lücken. Um rund 10 000 Einwohner wird die Region ärmer, der jährliche Kaufkraftverlust wird auf 65 Millionen Euro beziffert. Deshalb ließen Bergen und Bad Fallingbostel nichts unversucht, zumindest einen kleinen Teil der Briten zum Bleiben zu bewegen.
In Bad Fallingbostel gab es einen »Resettlement Fair« - eine Art Ansiedlungsmesse. »Bleiben in Bergen« lautete die Kampagne in der zweiten Garnisonsstadt. Noch lässt sich der Erfolg nicht abschließend bestimmen. »Wir nehmen keine signifikante Reaktion auf dem Immobilienmarkt wahr«, meinte der Erste Stadtrat von Bad Fallingbostel, Ralf Tilschner. Die Arbeitsagentur im Heidekreis und im Landkreis Celle hatte sich auf jeden Fall darauf eingerichtet, nicht nur die arbeitslos werdenden Zivilbeschäftigten der Streitkräfte, sondern auch Armeeangehörige, die in Deutschland bleiben wollen, zu beraten. Eine Mitarbeiterin wurde eigens dafür geschult und es wurden Informationsveranstaltungen organisiert, sagte der Sprecher der Arbeitsagentur in Celle, Marc Seemann.
Etwa 40 von der Agentur erfasste Briten hätten sich bislang zum Bleiben in der Lüneburger Heide entschlossen, 25 davon mit deutschen Ehefrauen, sagte Seemann. In den Jahren vor dem Abzug hätten durchschnittlich 15 Armeeangehörige pro Jahr zum Bleiben in Niedersachsen entschieden.
Bei Arbeitgebern gefragt seien die Briten in Spezialbereichen wie der IT-Branche, Bedarf gebe es in der Region aber auch bei der Kfz-Instandsetzung, dem Wachgewerbe oder der Gastronomie, hieß es bei der Arbeitsagentur.
Neben aktiven Armeeangehörigen liebäugeln vor allem die vor ihrer Pensionierung stehenden britischen Soldaten in Deutschland damit, hier zu bleiben. 25 Prozent von ihnen zögen dies in Erwägung, ergab eine Untersuchung des britischen Verteidigungsministeriums, auf die der britische Soldatensender BFBS kürzlich verwies. dpa/nd
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