Denk dir was Unklares aus
Schauspiel Stuttgart: Frank Castorf inszenierte »Tschewengur« von Andrei Platonow
Irgendwann kriegt Rosa Luxemburg mit dem Pinsel so was wie einen Stalinbart verpasst. Ihr Bild hängt an zentraler Stelle in diesem Gestrüpp aus Brettern, Leitern, Verschlagresten, Maschen- und Stacheldraht; eine Welt aus Hühnerstall und Gulag. »Proletarische Kraft« steht in roter kyrillischer Leuchtschrift an diesem drehbaren Elendsquartier. In dessen Inneren - dem nur wieder mit ausdauernder Live-Kamera beizukommen ist - wird erniedrigt und beleidigt, agitiert und ungehemmt tierisch gelebt: Man vögelt und ist hundsgemein: Das Fenster der Zukunft kann schon in ganz früher Sowjetzeit weit geöffnet, ja sogar sehr leicht aus der Fassung genommen werden: Den Kitt fraßen die Menschen. - Willkommen im Kommunismus?
Wo ist der wirklich? Andrei Platonow (1899-1951), kritisch, hungernd, weggestoßen, schrieb in den Jahren nach der Oktoberrevolution seinen Roman »Tschewengur«, der verboten und erst 1972 in Paris veröffentlicht wurde. Am Schauspiel ...
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