Razzia gegen IS-Anhänger in der Türkei
Neun Tote nach Erstürmung eines mutmaßlichen Milizen-Verstecks in Diyarbakir
Diyarbakir. Bei der Erstürmung eines mutmaßlichen Verstecks der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) durch die Polizei sind am Montag im Südosten der Türkei neun Menschen getötet worden. Bei dem Polizeieinsatz in der mehrheitlich kurdischen Stadt Diyarbakir kam es zu einem Feuergefecht, bei dem sieben mutmaßliche IS-Mitglieder und zwei Polizisten ums Leben kamen, wie Regierungssprecher Numan Kurtulmus mitteilte. Zwölf IS-Anhänger wurden demnach festgenommen.
Die Polizeirazzia richtete sich gegen mehrere Häuser in einer Wohngegend von Diyarbakir, die als mutmaßliche Verstecke von IS-Anhängern ausgemacht worden waren. In der Umgebung der Häuser waren am Vormittag über Stunden Schüsse und Explosionen zu hören. Nach Medienberichten hatten die Islamisten mindestens ein Haus mit Sprengfallen gesichert. Die beiden Polizisten starben bei der Explosion dieser Fallen, fünf weitere wurden verletzt.
IS-Mitglieder hatten nach Darstellung der türkischen Behörden vermutlich den Anschlag mit 102 Toten auf eine Friedensdemonstration in Ankara am 10. Oktober verübt. Der IS wird auch für Anschläge in Diyarbakir und in der Stadt Suruc an der syrischen Grenze verantwortlich gemacht, bei denen im Juni und im Juli insgesamt fast 40 Menschen getötet worden waren. In allen Fällen waren die Täter nach Erkenntnissen der Ermittler türkische Staatsbürger, die Mitglieder einer IS-Zelle aus dem Osten des Landes waren. Seit dem Anschlag von Ankara geht die Polizei verstärkt mit Festnahmen gegen mutmaßliche IS-Unterstützer vor.
Türkische Medien hatten am Wochenende berichtet, die Polizei suche nach einer vierköpfigen IS-Gruppe, zu der eine aus Kasachstan stammende Deutsche gehöre. Die Extremisten seien von Syrien in die Türkei eingereist, um Anschläge zu verüben. Offen blieb zunächst, ob sich die Gesuchten in den von der Polizei angegriffenen Häusern in Diyarbakir befanden.
Das Gefecht in Diyarbakir war der erste größere Schlag türkischer Sicherheitskräfte gegen IS-Anhänger in der Türkei. Im März 2014 waren drei IS-Kämpfer, darunter ein Deutscher, auf dem Rückweg aus Syrien nach Europa in der Türkei in eine Polizeikontrolle geraten und hatten drei Menschen erschossen. Die IS-Mitglieder stehen derzeit in der Türkei vor Gericht. AFP/nd
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.