Bald eine Pflicht zur freiwilligen Feuerwehr

Umfrage zum »Feuerwehr-Oscar 2015« hat begonnen - in Norddeutschland kommen die Helfer immer öfter zu spät zum Einsatzort

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.
Noch bis zum 13. Dezember sind die Bundesbürger aufgerufen, online ihr »Feuerwehrteam 2015« zu wählen. Doch Engagement ist nicht alles, viele Wehren klagen über permanente Unterbesetzung.

Seit Montag läuft die Online-Abstimmung: Zehn Feuerwehrteams aus Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hessen, Niedersachsen und Baden-Württemberg haben es in das Finale um den Titel »Feuerwehrteam des Jahres 2015« geschafft. Zudem gibt es erstmals einen »Sonderpreis für Soziales Engagement«. Dabei stehen Mannschaften aus Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt zur Wahl. (feuerwehrwelt.de/vote/)

Der »Conrad Dietrich Magirus Preis« ist sicherlich auch ein geschickter Werbeauftritt einer Firma, die viel mit Feuerwehrtechnik zu tun hat. Doch der Mann, der die Firma vor rund 150 Jahren gründete, war selbst Feuerwehrmann. Conrad Dietrich Magirus hat unter anderem die »Ulmer Drehleiter« erfunden.

Doch mehr noch als einen »Feuerwehr-Oscar« wünschen sich viele Angehörige der Berufs-, Werks- und Freiwilligen Feuerwehren derzeit neben einer besseren Ausrüstung und Bezahlung mehr Leute. Häufig kommen Helfer zu spät. Bundesweit haben sich die Berufsfeuerwehren auf sogenannte Schutzziele geeinigt. Dabei gilt die Regel: Acht Minuten nach der Alarmierung soll die Feuerwehr mit zehn Einsatzkräften vor Ort sein. Die Norm hat zu tun mit Rauchgasvergiftungen - das ist die häufigste Todesursache bei Wohnungsbränden. Nach 17 Minuten im Qualm bleibt eine Wiederbelebung zumeist erfolglos.

Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) veröffentlichte gerade die Ergebnisse einer Umfrage. Man hat sich in zehn großen norddeutschen Städten umgetan. Ergebnis: Nach eigenen Angaben wird das Schutzziel in Wolfsburg erreicht. Jedenfalls zu 95 Prozent. Es folgt Hannover mit 90 Prozent. Platz drei belegt Braunschweig - allerdings mit deutlichem Abstand. Hier bringt man es gerade noch auf 78,5 Prozent. Einen halben Prozentpunkt darunter rangiert Rostock. Schlecht dagegen läuft es in Hamburg (74,7 Prozent) und Osnabrück (60 Prozent). Gar übel schaut es in Bremen aus, wo man sich von der gemeinsamen Norm verabschiedet hat. Dort setzt man sich das Ziel, dass acht Feuerwehrleute in zehn Minuten am Brandort sind.

Der Grund für die sinkende Leistungsfähigkeit vieler städtischer Feuerwehren ist der Personalmangel. Laut Gewerkschaft waren in Bremen in diesem Jahr bereits an 178 Tagen weniger Einsatzkräfte im Dienst als vorgesehen. Klar, dass Löschfahrzeuge unbesetzt bleiben.

Doch auch auf dem norddeutschen Land herrscht Not am Mann und an der Frau. Immer weniger engagieren sich in der Freiwilligen Feuerwehr. Dabei werden die Angehörigen immer öfter gefordert. Auch in den Dörfern und Gemeinden bleiben Fahrzeuge unbesetzt. Schuld ist die wachsende Anzahl von Menschen, die zu ihrem Arbeitsplatz pendeln müssen. Mancherorts denkt man über Zwangsverpflichtungen nach - was laut Brandgesetz in Schleswig-Holstein möglich ist: »Die Gemeinde hat eine Pflichtfeuerwehr aufzustellen, wenn der abwehrende Brandschutz und die Technische Hilfe aufgrund fehlender freiwillig dienstleistender Personen nicht ausreichend erfüllt werden können. Ist eine freiwillige Feuerwehr vorhanden, kann diese durch eine Pflichtfeuerwehr verstärkt werden.«

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