Luther und die Juden

Eine Ausstellung in der Berliner Sophienkirche

  • Sabine Neubert
  • Lesedauer: 2 Min.

Wie hielt es der Reformator Martin Luther mit den Juden? Dies fragt eine Ausstellung in der Evangelischen Sophienkirche in der Großen Hamburger Straße. Träger der informativen Schau ist die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz. Sie entstand auf Anregung des Touro-Colleges Berlin, dessen Vize-Präsidentin Sara Nachama bei der Eröffnung die Bedeutung einer historischen Aufarbeitung betonte und auf das gute Einvernehmen bei der Umsetzung des gemeinsamen Anliegens hinwies.

Peter von der Osten-Sacken, emeritierter Professor an der Humboldt-Universität, gab eine bündige Einführung in das Konzept. Ganz bewusst, so sagte er, sei nicht der Begriff »Luthers Antisemitismus« gewählt worden (was nicht falsch gewesen wäre), sondern ein neutraler, das Thema erweiternder Titel. Tatsächlich ist die Darstellung weder polemisch noch eingegrenzt, sondern sachlich und historisch umfassend - soweit das eine komprimierte Darstellung ermöglicht.

Erstellt wurde das Ausstellungskonzept in mehrjähriger Arbeit von von dem Theologen Helmut Ruppel und der Religionspädagogin Ingrid Schmidt zusammen mit von der Osten-­Sacken. Das kommt der Ausstellung zugute, historisch genau und breit gefächert, ist sie pädagogisch geschickt gestaltet, einfacher gesagt, sie ist reich an Fakten und Zusammenhängen.

Sechzehn große Bild-Schrift-Tafeln unterteilen das Material in historische Themenkomplexe von den Wurzeln des Antisemitismus in der Alten Kirche bis hin zu den Perspektiven eines neuen Miteinanders. Im Mittelpunkt steht selbstredend Luthers Wandel von seiner anfänglichen Sympathie (»Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei«, 1523) zum Judenfeind. Luthers Haltung spiegeln die bekannten reformatorischen Bildwerke der Cranachschule, besonders das berühmte Altarbild in der Weimarer Stadtkirche.

Die verheerenden Auswirkungen von Luthers Judenfeindschaft über die Jahrhunderte hinweg bis hin zum »Versagen der Kirche und Holocaust« sind durch bekanntes und bisher weniger bekanntes Material illustriert. Angesichts der letzten Aufsteller lohnt es sich, innezuhalten und die modernen Bildwerke als Ausdruck »lebendiger Realität des Judentums«, so der Katalog, zu betrachten. Dieser ist wie die gesamte Schau Anregung zum Weiterdenken, ganz besonders Schülern (und Lehrern) höherer Klassen zu empfehlen. Die Ausstellung begleitet ein Vortragsprogramm.

»Luther und das Judentum - Rückblick und Aufbruch«. Sophienkirche, Große Hamburger Straße 29, 30, 10115 Berlin. Bis 18. Dezember, täglich von 11 bis 18 Uhr

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -