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Christoph Kleemann

1944 - 27. 10. 2015

Als Dieter Salomon 2002 das Freiburger Rathaus eroberte, bestaunte man den »ersten grünen Oberbürgermeister einer Großstadt«. In Rostock wunderte man sich über solche Schlagzeilen. Denn dort war, wenn auch nur kurz und »amtierend«, schon 1990 ein Bündnisgrüner Chef im Rathaus: der nun verstorbene Christoph Kleemann.

Kleemann, 1944 in Meißen geboren, sang von 1954 bis 1962 im Dresdner Kreuzchor. Nach einem Theologiestudium war er ab 1967 u. a. Jugendpfarrer in Meißen und Studentenpfarrer in Rostock. Dort leitete er 1978 bis 1985 den Arbeitskreis »Erziehung zum Frieden« der Studentengemeinde. 1986 wurde er Pastor in Dobbertin.

1989 avancierte er zu einer zentralen Figur der Wende an der Warnow - als Sprecher des Neuen Forums und Mitglied am Runden Tisch für die Stadt. Nach der Bürgermeisterepisode war er bis 1994 Bürgerschaftspräsident und zugleich Lehrer. Von 1999 bis 2009 leitete er die Rostocker Außenstelle der MfS-Unterlagenbehörde.

Kleemann gehörte zu jener Generation von Geistlichen, die von den Umständen von der Kanzel in die Politik gedrängt wurden und dort mehr bewirkten als im Pastorengewand. So erhielt er 2011 das Bundesverdienstkreuz - doch seine Wahlheimatstadt ist heute so konfessionslos wie eh und je. vs

Anita Sarko

1947 – 23. 10. 2015

»Wo auch immer eine Party war, ich war diejenige, die die Platten mitbrachte«, erzählte Anita Sarko einmal der »New York Times« über ihre Zeit in Detroit. Ende der 1970er Jahre wusste sie noch nicht, dass sie später nicht nur der erste weibliche DJ werden sollte, sondern auch einen großen Einfluss auf die Musikszene in New York ausüben würde. Anfang der 80er legte sie im dortigen Mudd Club auf, britischen Postpunk mit Hip-Hop mischend. Überhaupt gilt sie als die erste, die Rap in Manhattan spielte. Und sie veranstaltete dort die ersten Karaokeshows außerhalb der asiatischen Community. In dem Club Danceteria verhalf sie Madonna und den Beastie Boys zu ihren ersten Auftritten.

In den 90er Jahren arbeitete Sarko als DJane für Modemacherinnen wie Vivienne Westwood und Marc Jacobs. Zudem begann sie, für Magazine zu schreiben, auch über ihre Krebserkrankung. Bekannter wurden andere Künstler, doch Sarkos Einfluss auf die Clubkultur des New Yorker Schmelztiegels und damit auf die jüngere Popgeschichte ist nicht zu unterschätzen. gsp

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