Warum Faisal jetzt nach Schweden flieht
Deutschland will bald nach Afghanistan abschieben - dabei rollt dort die Fluchtwelle gerade erst richtig an
Immer mehr Afghanen wollen fliehen. Die Regierung steuert mit Werbekampagnen dagegen. Zur Rücknahme von Geflüchteten sieht sie sich einstweilen nicht verpflichtet.
Auch heute ist die Schlange vor dem Passamt in Kabul lang, einige sind seit Mitternacht da. Die Leute hier wollen das Land verlassen. Dafür braucht man, am Anfang zumindest, einen neuen Reisepass, den viele nicht haben. Der alte, handgeschriebene Pass war leicht zu fälschen und gilt nicht mehr. Den Neuen kann sich aber nicht jeder leisten. Umgerechnet siebzig Euro sind für durchschnittliche Afghanen ein kleines Vermögen.
Einige Wartende haben ihre Flucht genaustens geplant. »Ich will zuerst in die Türkei fliegen. Von dort reise ich dann weiter nach Europa«, meint der 19-jährige Faisal, der in Kabul Informatik studiert. Er will nach Schweden. Dort hat er Verwandte.
Dass viele Afghanen wegwollen, ist nicht verwunderlich. Laut UN wurden allein im ersten Halbjahr 2015 gut 5000 Zivilisten durch Kriegshandlungen getötet. 2014 verloren mindestens 710 Kinder ihr Leben, mehr als in Irak, Syrien oder Palästina. In vielen Teilen des Landes wird he...
Zum Weiterlesen gibt es folgende Möglichkeiten:
Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.