Alles hat ein Ende ...
Es gibt Phänomene, die auf den ersten Blick nur schwer zu verstehen sind. Dass ein »Gesundheitsmagazin« im Fernsehen und »Gesundheitsseiten« in Zeitungen fast ausschließlich über Krankheiten berichten zum Beispiel. Auch der Umstand, dass Nahrungsmittel, die dafür von uns gegessen werden, damit unserer Stoffwechsel am Laufen bleibt und damit unser irdisches Dasein verlängert wird, in Wahrheit letzteres verkürzen, gehört zu diesen merkwürdigen Phänomenen. Anfang der Woche blieb uns der Bissen im Halse stecken, als wir die Meldung vernahmen, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO den Verzehr von verarbeitetem Fleisch als krebserregend eingestuft hat. In diese Kategorie gehören laut WHO alle Produkte, die gepökelt, geräuchert, fermentiert oder durch andere Prozesse haltbar gemacht wurden. Auf deutsch: Es geht um die Wurst!
Es bleibt abzuwarten, wie die »Patridioten gegen die Islamisierung des Abendlandes«, kurz Pegida, am kommenden Montag reagieren werden. Vermutlich werden sie ihn als einen von asiatischen Geflügelfleischfetischisten und islamischen Schweinefleischverächtern initiierten Angriff auf die europäische Wertegemeinschaft geißeln. Wir aber sorgen uns schon jetzt um das Kulturgut Wurst. Werden künftig Aphorismen wie »Es blüht die Wurst nur kurze Zeit, die Freundschaft blüht in Ewigkeit« oder »Des Schweines Ende ist der Wurst Anfang« (beide Wilhelm Busch) oder gar Jean Pauls Erkenntnis »Wurst ist eine Götterspeise, denn nur Gott weiß, was drin ist« bald als nicht mehr politisch korrekt gelten, ähnlich dem sogenannten N-Wort, von dem künftige Generationen nicht mehr kennen werden als den Anfangsbuchstaben? Aber trösten wir uns, eine alte deutsche Weisheit besagt nämlich: »Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei«. Noch ist also der letzte Zipfel Weißwurstdarm nicht gelutscht! jam Foto: imago/Steinach
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