Kehraus im Gehege
Im mecklenburgischen Burg Stargard wurde aus Kostengründen der Tierpark geschlossen
Burg Stargard. Viele traurige Mienen gab es am Samstag im Tierpark Burg Stargard im Kreis Mecklenburgische Seenplatte: Dort öffnete der Tierpark auf dem Klüschenberg am Samstag zum letzten Mal seine Pforten. Aus Kostengründen wurde die Anlage jetzt nach über 47 Jahren geschlossen. »Alle Besucher finden das sehr schade«, sagt Tierparksprecherin Kathrin Tank am Tag danach.
Am Halloween-Samstag feierten Besucher und Mitarbeiter noch einmal gemeinsam den letzten Öffnungstag. »Wir hatten zwei Hexen zu Gast und für die Kinder gab es eine Feuershow«, sagte Tank.
Die Kleinstadt Burg Stargard sucht jetzt vor allem andere Tiergärten, die ihre über 250 Zootiere übernehmen und artgerecht halten können, wie Bürgermeister Tilo Lorenz (CDU) erklärte. Unter den Tieren sind Nandus, Affen, Zwerghirsche, Damwild, Kängurus, Waschbären und Schlangen. »Erste Interessenten haben sich schon gemeldet«, sagte Tierparksprecherin Tank. Gespräche darüber seien für November geplant. Die Tiere sollen durch die vier Angestellten vorerst weiter versorgt werden. Ein Zwerghirsch aus Burg Stargard war bereits im Mai ausgebüxt und wurde seitdem nicht wieder eingefangen.
Das Aus für den stark sanierungsbedürftigen Tierpark hatten die Stadtvertreter aus Kostengründen in einem Haushaltssicherungskonzept beschlossen. Aus dem Tierpark soll nun ein gewöhnlicher Park werden. Nach Angaben des Landeszooverbandes ist das die erste Tierparkschließung seit 20 Jahren in Mecklenburg-Vorpommern.
Burg Stargard mit rund 6000 Einwohnern fühlt sich beim Tierpark von der deutlich größeren Nachbarstadt Neubrandenburg im Stich gelassen. Das Gelände war ab 1968 nämlich vor allem für die Einwohner der damaligen Bezirksstadt als Zoo hergerichtet worden. Neubrandenburg, das derzeit rund 65 000 Einwohner zählt, hatte sich nach 1990 aber aus der Finanzierung des Tierparks zurückgezogen und sich nicht wieder engagiert.
Burg Stargard hat nach Angaben von Lorenz ein jährliches Minus von rund 800 000 Euro, allein der Tierpark benötige rund 150 000 Euro an Zuschüssen. Um die Anlage auf einen zeitgemäßen Stand zu bringen, hätte es weiterer erheblicher Investitionen bedurft. Ein Bürgerbegehren des Tierparkfördervereins zur Rettung der Anlage blieb erfolglos und wurde von der Stadtvertretung abgelehnt.
Die nächsten Tiergärten an der Seenplatte gibt es in Neustrelitz, Mühlenhagen bei Altentreptow, wo nach 1990 schon ein Tierpark aufgelöst worden war, und in Ueckermünde im Kreis Vorpommern-Greifswald. dpa/nd
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