Ohio will kein Gras
65 Prozent der Bevölkerung stimmen gegen die Legalisierung der Droge Cannabis
Was wie ein Siegeszug der Droge Marihuana in den USA ausgesehen hat, ist in Ohio gestoppt worden. In einer Volksabstimmung sagte die Bevölkerung Nein zur Legalisierung des Handels und Konsums der im Volk als »Gras« bezeichneten Droge. Das gilt sowohl für den eigenen Gebrauch als Genussdroge als auch für Marihuana oder Cannabis, das zu medizinischen Zwecken auf Rezept verabreicht wird.
Alaska, Colorado, Oregon, der Staat Washington und die Bundeshauptstadt Washington D.C. haben die Droge schon legalisiert. In rund der Hälfte der US-Bundesstaaten ist ihre Verwendung aus medizinischen Gründen gestattet. Aber die zwölf Millionen Einwohner Ohios sagten am Dienstag in einer Volksabstimmung zu 65 Prozent Nein zum Legalisierungsvorschlag. »Zu einer Zeit, in der viele Familien durch Drogenmissbrauch zerrissen werden, haben die Ohioer Nein gesagt zum leichten Zugang zu Drogen und haben sich für einen Weg entschieden, der unsere Familien und Gemeinden stärkt«, sagte John Kasich, republikanischer Gouverneur des Bundesstaates.
Bemerkenswert ist der Sieg der Ablehnungsfront in finanzieller Hinsicht. Denn die Gegner der Legalisierung haben nach eigenen Angaben 2,5 Millionen Dollar für ihre Kampagne ausgegeben. Die Befürworter der Freigabe gaben 25 Millionen Dollar aus. Sie brachten eine aufwändige Kampagne ins Rollen, erfanden sogar mit »Buddie« ein Pro-Marihuana-Maskottchen. Unter den Befürwortern waren bekannte Sänger, Basketball-Stars und Nachfahren des aus Ohio stammenden 27. Präsidenten der USA, William H. Taft. »Unterschätzt die Weisheit des Wählers von Ohio nicht«, kommentierte Curt Steiner, Leiter der Kampagne der Legalisierungsgegner »Ohioans Against Marihuana Monopolies«, das Ergebnis.
In der Bezeichnung der Gruppe taucht das Wort Monopol auf. Und darum ging es bei der Abstimmung über »issue 3« (Frage 3) im Referendum auch: Der Verkauf des legalen Marihuanas sollte auf zehn Stellen im Bundesstaat begrenzt werden. Handel und Verkauf an Personen über 21 sollten legal sein. Medizinisches Marihuana auf Rezept sollte ohne Altersbeschränkung ausgegeben werden.
Die Eingrenzung auf zehn Anbieter machte manchem Wähler zu schaffen, der eigentlich mit einer Freigabe einverstanden wäre. Er habe nur mit Nein gestimmt, »weil ich nicht glaube, dass zehn Leute ein Monopol haben sollten«, sagte etwa Marty Dvorchak. Steiner meinte: »Issue 3 war nicht mehr und nicht weniger als ein Geschäftsplan, um die Kontrolle über den Markt für Marihuana in Ohio an sich zu bringen.«
Die Frage wurde »issue 3« genannt, weil zwei weitere Angelegenheiten (issue) zur Bestätigung oder Ablehnung standen. Frage Nummer zwei befasste sich mit dem, was an Frage 3 so kritisiert wurde: der Einrichtung von Monopolen. Sie wurde angenommen. Bei künftigen Volksabstimmungen dieser Art werden damit zwei Fragen fällig. Zunächst muss gefragt werden, ob die Wähler mit der Einführung eines Monopols einverstanden sind. Erst die zweite Frage befasst sich mit dem Inhalt, in diesem Fall der Legalisierung von Cannabis.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.