Firmen wollen Flüchtlinge als Lehrlinge
Potsdam. Betriebe in Brandenburg sorgen sich wegen des Fachkräftemangels und werben nun auch gezielt um Flüchtlinge. »Der Mangel ist in einigen Bereichen schon lange da«, sagte der Leiter des Geschäftsbereiches Bildung der Industrie- und Handelskammer Potsdam, Wolfgang Spieß. In der Hotellerie und Gastronomie fehlen demnach landesweit Mitarbeiter, aber auch Berufskraftfahrer und Mitarbeiter im Handel werden händeringend gesucht.
Nachdem Lehrlinge aus Spanien bereits erfolgreich nach Brandenburg geholt wurden, werde nun gezielt um Flüchtlinge geworben, sagte Spieß. Die ersten Spanier haben ihm zufolge schon Tests hinter sich, ob sie fähig für eine Ausbildung seien. Bei der IHK Potsdam sind 140 Ausbildungsverträge eingetragen mit Lehrlingen, die einen Migrationshintergrund haben. »Wir rechnen damit, dass im neuen Ausbildungslehrjahr der Anteil der Flüchtlinge steigt«, sagte Spieß.
Viele Betriebe haben sich für eine Einstiegsqualifizierung angeboten. Flüchtlinge können dort in den Arbeitsalltag hineinschnuppern. »Und unter Alltagsbedingungen deutsch lernen«, sagte Spieß.
Im Bereich der IHK Potsdam sind derzeit rund 200 Ausbildungsplätze nicht besetzt. »Es geht querbeet: vom Industriekaufmann bis zum Fachmann für Büromanagement«, erklärte Spieß. Von ehemals 700 Ausbildungsverträgen in der Hotellerie seien nur noch 342 eingetragen. Statt früher 34 000 Schulabgänger gebe es nur noch etwa 17 000 bis 18 000.
Im Rest des Bundeslandes ist die Lage ähnlich. Die Zahl der Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchen, ist seit 2005 um 60 Prozent gesunken, erläuterte Arbeitsministerin Diana Golze (LINKE). Für mehr als 1400 Stellen fanden sich im laufenden Ausbildungsjahr keine Interessenten. Nach Angaben von Golze fällt es mittlerweile neun von zehn Betrieben schwer, Fachkräfte zu finden.
An diesem Freitag lädt die IHK in Potsdam zum ersten Fachkräftetag. Unternehmen, Migranten und Vereine sollen Anregungen bekommen und ihre Erfahrungen austauschen. Vorgestellt werden unterschiedliche Berufe, aber auch Wege in eine Ausbildung. Landesweit werden über 180 Lehrberufe angeboten. dpa/nd
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