Verdammte dieser Gruft
Castorf peinigend und großartig: Dostojewskis »Die Brüder Karamasow« an der Berliner Volksbühne
Dostojewskis Roman: ein verhasster Vater, drei Brüder, ein zum Mord verführter Halbbruder - und Frauen. Und natürlich Geld. Ein Gemisch, das explodiert. Der Mensch: Erhebt sich und ist schon erschlagen.
Im Anspruch auf Alleinvertretung werden Glaube und Unglaube zu Irrlehren, werden Kommunismus und Kirche zur elenden Wachtmeisterei. Und nie ist die Vernunft eine Siegerin über Gott - so wie die Farbe nicht Siegerin über den Klang sein kann. Eben erst zeigte sich Frank Castorf am Schauspiel Stuttgart in Hochform, als er Andrei Platonows »Tschewengur« als tollböses, bitterlustiges Spiel inszenierte: über die leidenschaftliche, Leiden schaffende Suche nach dem neuen Menschen. Massen mobilisiert, Massen gemordet. Bilder vom Kommunismus als naiver Donquichote, bolschewistischem Klerus, verhängnisvoller Militanz. Theater als Abart-Odyssee, am Ende einschwenkend in die Mahnung vor neuen Revolutionen, aber gleichzeitig auch Warnung vor Entleerungen aller Glaubenshorizonte. Das ist des Menschen ewiger Teufelskreislaufkollaps: Wie nur human bleiben, ohne zu meinen, dies müsse an den Eifer einer Mission gebunden sein?
An der Volksbühne wird ...
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